Wieviel Licht ist für das Schweriner Klima prima?

Umweltschützer beklagen Lichtverschmutzung

Hell erleuchtete Schaufenster, angestrahlte Sehenswürdigkeiten, Ampeln, die kaum befahrene Straßen anblinken und Werbebotschaften, die ins Leere leuchten: Das ist Schwerin bei Nacht.
Was für die einen romantisch ist, empfinden die anderen als unnötig und Lichtverschmutzung, Foto: maxpress

Schwerin • Hell erleuchtete Schaufenster, angestrahlte Sehenswürdigkeiten, Ampeln, die kaum befahrene Straßen anblinken und Werbebotschaften, die ins Leere leuchten: Das ist Schwerin bei Nacht. Lichtverschmutzung nennen Kritiker die aus ihrer Sicht unnötige Beleuchtung von Straßen, Plätzen und Gebäuden. Sie fordern einen sparsamen Einsatz von öffentlichem Licht und ein Umdenken im Sinne der Klimaneutralität, die bis 2035 realisiert sein soll.

Mit der Beleuchtung ist es wie mit dem Lärm. Sie wird individuell empfunden. Wem nachts eine Straßenlaterne dauernd ins Schlafzimmer scheint, der kann möglicherweise keine Ruhe finden. Wer über unbeleuchtete Wege nachts durch Schwerin läuft, ebenso wenig, weil er sich vor der Dunkelheit fürchtet. Die Stadt als größter Betreiber der öffentlichen Beleuchtung muss also den Spagat zwischen Klimaschutz, Sicherheitsbedürfnis und möglicher Lichtverschmutzung hinbekommen. Wo also kann die öffentliche Beleuchtung nachts aus und wo nicht? Dieses Thema bewegt immer wieder die Menschen, wie eine jüngste Bürgeranfrage in der Stadtvertretung belegt. In dieser schlägt ein Schweriner unter anderem eine temporäre Abschaltung von Werbeanlagen auf städtischem Grund, die Reduzierung des Stromverbrauchs der Schweriner Straßenbeleuchtung und die Abschaltung von nicht genutzten Fußgängerampeln, wie zum Beispiel in der Robert-Beltz-Straße, vor.

Was die Lichtverschmutzung durch Werbeanlagen angeht, kann diese nur rechtssicher reduziert werden, wenn Wohn- oder Schlafräume davon nachweislich aufgehellt oder geblendet werden, heißt es in der Antwort auf die Bürgeranfrage. Auflagen an Gewerbetreibende, das Licht von Schaufenstern in der Nacht zu reduzieren, gibt es von Seiten der Stadt nicht. Trotzdem beschäftigt sich die Landeshauptstadt schon seit 2012 mit der Klimarelevanz ihrer Beleuchtungsanlagen. Parallel dazu entwickelte sich die LED-Technik immer weiter, sodass bei den Investitionen in die Straßenbeleuchtung auf diese kostengünstige und CO2-sparende Technik gesetzt worden ist. „Gegenwärtig sind 30 Prozent der Leuchten mit LED-Leuchtmitteln ausgerüstet“, sagt OB Rico Badenschier.

Langfristig sollen alle Leuchten in der Stadt damit errichtet oder darauf umgerüstet werden. „Durch den Einsatz dieser Beleuchtung mit moderner Regeltechnik ist es möglich, das Licht zwischen 23 und 4 Uhr auf 50 Prozent zu dimmen.“ Auch an den Ampelanlagen an 18 Kreuzungen in der Stadt wurde in den vergangenen Jahren Energie gespart weil diese ab 21 Uhr abgeschaltet wurden. Ähnlich ist es bei den Fußgänger- ampeln. Diese leuchten am Wochenende erst ab 7 Uhr. Alle diese Maßnahmen haben den städtischen Haushalt im sechsstelligen Bereich bei den Stromkosten entlastet. Im Jahr 2020 lag der von den Stadtwerken Schwerin ermittelte Verbrauch bei 3,37 Megawattstunden. Durch den weiteren Einsatz von LED-Lampen wurde der Verbrauch im vergangenen Jahr auf 3,20 Megawattstunden reduziert. Beim weiteren Ausbau der LED-Beleuchtung wird auch auf warmweißes insektenfreundliches Licht mit einer Lichttemperatur unter 3220 Kelvin geachtet.

maxpress/Steffen Holz