Kommentar März 2022: Der Hype um Bio

Steffen Holz, Redakteur

Steffen Holz, hauspost-Redakteur, Foto: maxpress

Liebe Leserinnen und Leser, als ich ein Kind war, fuhr ich häufig zu meiner Oma aufs Land und besuchte ihren Garten. Hier baute sie Zwiebeln, Kartoffeln und Möhren an. Alles, was sie gern mochte und sich auch einwecken oder auf andere Art haltbar machen ließ, wurde gepflanzt. Der Grund, warum meine Großmutter das tat, war Sparsamkeit.

Kartoffeln, die Oma selbst erntete, reichten meist über den Winter, weil sie monatelang im dunklen kalten Keller lagerten. Dort waren auch etliche Stiegen mit Obst oder Möhren gestapelt, die nach Bedarf in der Küche verarbeitet wurden. Das war zu DDR-Zeiten. Heute wäre meine Oma eine coole Seniorin, die Bio-Anbau macht. Der Unterschied heute: All das, was sie damals mühevoll selbst gezogen hat, weil ihr Dorfladen es nicht hergab, gibt es heute in Bio-Qualität zu kaufen – jeden Tag, im Netz sogar rund um die Uhr und mit Lieferservice.

Der Grund, warum viele Menschen sich dennoch nicht ausschließlich von Bio-Produkten ernähren, ist wieder das Budget. Denn Bio-Erzeugnisse sind teurer als andere, weil sie mehr wert sind und mehr Arbeit in ihnen steckt. Das ist wiederum ein Motiv, warum nur 13,2 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in MV ökologisch bewirtschaftet werden. Landwirte sind eben auch Unternehmer.

Wer Bio und gesunde Nahrung will, hat meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten: Erstens sein Essen selbst anbauen, verarbeiten und konservieren, oder zweitens durch Planung genau entscheiden, wann was gegessen wird. So landet weniger Essen in der Tonne und mehr Geld für ein hochwertiges Bioprodukt in der Haushaltskasse. Das ist Öko und logisch, oder?

Herzlichst,

Ihr Steffen Holz