Ein Meister seines Fachs brilliert in Kinderorthopädie

Ruhestand ist für Holger Kellinghusen noch lange kein Thema

Orthopädietechnik-Meister Holger Kellinghusen denkt nicht an Ruhestand
Orthopädietechnik-Meister Holger Kellinghusen denkt nicht an Ruhestand, Foto: maxpress

Schwerin • Er gilt als Urgestein im Sanitätshaus und ist gleichzeitig am Puls der Zeit: Holger Kellinghusen ist 66 Jahre alt, hat bei STOLLE gelernt und kehrte im vergangenen Jahr nach verschiedenen beruflichen Stationen zurück. Im Gepäck hatte er die guten, alten Werte und neue Methoden. Ruhestand ist für den Orthopädietechnik-Meister kein Thema – die kompetente Versorgung von Kindern dagegen täglich.

„Ich schöpfe aus meiner Erfahrung“, sagt Holger Kellinghusen, denn der Schwerpunkt Kinderorthopädietechnik begleitet ihn seit 1996. „Kinder sind grundehrliche Kunden. Das ist manchmal herausfordernd, zum Beispiel wenn sie einen zunächst ablehnen“, erzählt er. „Aber ihr Potenzial ist gewaltig und die Vielfalt ihrer Bewegungen – vom Aufrichten angefangen bis zum Laufenlernen – ist deutlich größer als bei Erwachsenen.“ Der sympathische Meister ist auf Beeinträchtigungen spezialisiert, die vom Nervensystem herrühren. Bei der Versorgung kommt es auf die ganzheitliche Betrachtung des Kindes an. Holger Kellinghusen ist dabei mittendrin statt nur in der Werkstatt. „Die Physiotherapeuten und ich schauen das Kind gemeinsam an, stellen ihm und den Eltern entsprechende Fragen zur Diagnose, beobachten und betreiben Ursachenforschung“, so der 66-Jährige. Viel Einfühlungsvermögen und individuelle Unterstützung sind gefragt. „Bei einem habituellen Spitzfuß etwa – also wenn ein Kind ausschließlich auf den Zehenspitzen läuft – sind Einlagen durchaus ein Hilfsmittel. Doch das Kind muss zusätzlich lernen, seinen Körper und die Stellung des Fußes im Raum wahrzunehmen. Die Balance muss neu geschult und die Tiefensensorik angekurbelt werden.“
Damit das gelingt, simuliert der engagierte Orthopädietechniker zum Beispiel mit einer Fußplatte aus Gips, wie sich ein ganz auf dem Boden abgestellter Fuß für das Kind anfühlt. „Der Fuß befindet sich dann in ausbalancierter Mittelstellung. Erst daraus fertige ich das Hilfsmittel, statt dafür einen Abdruck bei angezogenem Fuß in der Luft zu nehmen. Das ist wesentlich für die Passform und Funktion“, so Holger Kellinghusen. Der Meister seines Fachs hat sich diese Methode in einer Fortbildung angeeignet und gibt sein Wissen nun an die Kollegen in der Werkstatt weiter. Wie lange der 66-Jährige das vorhat, ist klar: „So lange ich fit bleibe und es mir Spaß macht!“ Geschäftsführer Detlef Möller ist stolz darauf – wie insgesamt auf sein vielseitiges Kinderteam, das durch Physiotherapeuten mit unterschiedlichen Schwerpunkten sowie Neuroorthopädie-Fachleute, auch mit Master of Science, ergänzt wird. „Hier kommt geballte Kompetenz zusammen!“

Janine Pleger