Impulse für mehr Sicherheit

Zahlreiche Elektroden der Softorthese Mollii unterstützen kontrolliert bei spastischen Erkrankungen

Steffi Dockweiler startet die Steuerungseinheit des Mollii-Anzugs bei Claudia Rehmer
Steffi Dockweiler startet die Steuerungseinheit des Mollii-Anzugs bei Claudia Rehmer, Foto: maxpress

Schwerin • „Das kribbelt und fühlt sich gut an“, sagt Claudia Rehmer, die gerade die Ganzkörper-Softorthese Mollii mit STOLLE-Expertin Steffi Dockweiler anprobiert. Die Physiotherapeutin hat den Startknopf gedrückt. 58 feine Elektroden sind nun aktiviert. Sie stimulieren gezielt das zentrale Nervensystem der Patientin. Claudia Rehmer erfährt Entspannung an den von der Spastik betroffenen Muskeln und konzentrierte Stärkung zugleich.

Die 48-Jährige ist an einer infantilen Cerebralparese erkrankt, einer frühkindlichen Gehirnstörung. Dadurch fällt es ihr unter anderem schwer, aufrecht und fließend zu gehen. Unterarmstützen helfen – und der Mollii- Anzug bedeutet jetzt besonderen Fortschritt. „Es ergeben sich fundamentale Veränderungen bei der Versorgung neurologischer Erkrankungen“, sagt Steffi Dockweiler und zeigt bei der Anprobe, wo die Reißverschlüsse sitzen müssen. „Sie sind Orientierungshilfen, damit alle Elektroden exakt dort sitzen, wo die Stimulation gebraucht wird.“ Die Softorthese ist genau auf Claudia Rehmer abgestimmt und vom Schnitt optimal angepasst sowie individuell gefertigt. Nachdem die Steuerungseinheit läuft, läuft auch die Patientin. Sie testet das Bewegungsgefühl im Raum. „Ich kann die Füße besser heben“, sagt sie sofort und freut sich sichtbar. Auch ihre Eltern nehmen direkt die Veränderung wahr: Ihre Tochter hat deutlich mehr Kontrolle über ihren Oberkörper und mehr Standfestigkeit.
Insgesamt kann die Softorthese Mollii 52 Muskeln im Körper ansteuern und berücksichtigt die ineinandergreifenden Abläufe im ganzen Körper. Studien belegen die positiven Effekte für Gleichgewicht, Hand-Arm-Funktionen und Gang. Claudia Rehmer wird ihren Anzug zunächst alle zwei Tage für eine Stunde tragen, nicht mehr. „Eine Stunde ist die ideale Zeit, um ein optimales Ergebnis zu erlangen“, betont Physiotherapeutin Steffi Dockweiler. Nach vier Wochen wird bei STOLLE noch einmal alles überprüft und gegebenenfalls nachkonfiguriert – so werden Mollii und Claudia Rehmer Impuls für Impuls ein eingespieltes Team.

Janine Pleger

Nach dem Anbringen des Mollii-Anzugs kann Claudia Rehmer loslaufen, Foto: maxpress