In die Welt der Demenz eintauchen

Im Haus „Lankow“ gehen Pflegekräfte mit dementen Bewohnern gemeinsam auf Zeitreise

Die vielen Sofas im geschlossenen Dementen-Bereich laden die Bewohner und das Pflegepersonal ein, sich gemeinsam zu setzen und sprechen
Die vielen Sofas im geschlossenen Dementen-Bereich laden die Bewohner und das Pflegepersonal ein, sich gemeinsam zu setzen und sprechen, Foto: Netzwerk für Menschen

Schwerin • Mal sind sie gedanklich in der Vergangenheit, mal in der Gegenwart. Mal wird die Nacht zum Tag und mal der Tag zur Nacht gemacht. Die Bewohner des geschlossenen Dementen-Bereiches im Haus „Lankow“ vom Netzwerk für Menschen werden vom Pflegepersonal dort abgeholt, wo sie sich aktuell im Kopf befinden.

„Wenn ein Bewohner im Hier und Jetzt ist, versucht er zu verstehen, wo genau er sich befindet und warum. Dann ist er eher überfordert und unpässlich. Wenn ein Bewohner wiederum gedanklich in der Vergangenheit ist, fühlt er sich wohl und ist zugänglicher“, berichtet Altenpfleger Anton Starke. Er hat die Bewohner alle sehr in sein Herz geschlossen und geht auf jeden individuell ein. Besonders gut an seiner Arbeit gefällt Anton Starke, dass er sich die Zeit nehmen kann, die die unterschiedlichen Situationen der Bewohner vorgeben. Wer einen Platz im geschlossenen Dementen-Bereich hat, leidet an einer sogenannten „Hinlauftendenz“ und läuft ziellos umher. Die vielen Sofas im Wohnbereich laden dazu ein, sich gemeinsam hinzusetzen und ins Gespräch zu kommen. „Hier dreht sich alles um die Menschen, nicht um ihre Krankheit. Ich gehe auf ihre Gefühlslage ein, lenke ab und beruhige anstatt ihnen Bedarfsmedikation zur Beruhigung zu geben.“
Empathie und Kommunikationsgeschick sind in diesem Beruf besonders wichtig. Zusätzlich helfen dem Pflegepersonal Biografien über die Bewohner, um sie besser zu verstehen. „Wenn ein Bewohner zum Beispiel seinen Hund sucht, sage ich ihm nicht, dass sein Hund nicht hier oder verstorben ist. Stattdessen gebe ich ihm das Gefühl, dass ich ihn verstehe. Ich frage dann nach, was für einen Hund er hat, wo er immer mit ihm gewesen ist und versuche mit ihm zu klären, ob das Tier überhaupt hier vor Ort oder vielleicht bei seinen Angehörigen sein könnte. Und so erkläre ich ihm, dass wir seinen Hund jetzt möglicherweise nicht finden.“ Schnell spüren die Bewohner, dass Anton Starke da ist, um ihnen zu helfen und das Leben angenehm zu gestalten. Das Haus „Lankow“ sucht übrigens weitere Zeitreisende für den geschlossenen Dementen-Bereich. Interessierte für die Bereiche Pflege und Betreuung können sich unter (0385) 555 700 12 oder personal@nfm-schwerin.de an Bastian Bagemühl wenden.

Sophia Vortmann