Gemeinsam und aktiv gegen Gewalt

Kontaktstelle Kinderschutz berät und begleitet Betroffene von Übergriffen und Vernachlässigung

Gewalt durch Corona-Lockdowns, zu Hause oder im Netz – die Kontaktstelle Kinderschutz möchte die Dunkelziffer reduzieren und Betroffene ermutigen, sich zu öffnen
Gewalt durch Corona-Lockdowns, zu Hause oder im Netz – die Kontaktstelle Kinderschutz möchte die Dunkelziffer reduzieren und Betroffene ermutigen, sich zu öffnen, Foto: DKSB BVi

Schwerin • Kinderpornografie, Vergewaltigung, Schläge, Mobbing – Gewalt hat viele Gesichter. Kont(i)Ki, die Kontaktstelle Kinderschutz des Kinderschutzbundes Mecklenburg-Vorpommern, kümmert sich mit seinem Beratungsangebot um minderjährige Opfer. Das Modellprojekt ist im Bundesland bisher einzigartig.

„Dabei ist es egal, ob seelische, körperliche oder sexualisierte Gewalt im Spiel ist. Wir betreuen alle Kinder und Jugendlichen, die Hilfe benötigen, um mit der Situation umzugehen. Dies gilt auch für Erlebnisse, die schon länger zurückliegen, sie aber immer noch beschäftigen“, erläutert Maria Dahlke, die das Projekt seit Oktober 2019 hauptamtlich verantwortet. Die 33-Jährige studierte Soziologie und Erziehungswissenschaften in Rostock und fühlt sich nach fünf Jahren Praxis in der Familienbildung nun genau am richtigen Platz. „Es ist eine sehr sinnstiftende Arbeit“, betont die gebürtige Wismaranerin, die ihren Schützlingen in ihren Beratungsgesprächen so viel Raum gibt, wie sie benötigen. „Oftmals sind sie so traumatisiert, dass es zunächst ums Warmwerden und Vertrauensaufbau geht.“ Im zweiten Schritt zeigt sie Wege aus der Situation auf und organisiert die Begleitung zu Gericht, Polizei oder Jugendamt. Zudem unterstützt sie bei Formalitäten. Hauptsächlich Mädchen zwischen zehn und 16 Jahren vertrauen sich ihr an, und zwar quer aus allen Gesellschaftsschichten. Generell hilft sie Betroffenen bis zu 21 Jahren, egal ob männlich oder weiblich. „Auch wer das Gefühl hat oder beobachtet, dass bei Kindern oder Jugendlichen im Umfeld etwas nicht stimmt, kann sich jederzeit an uns wenden“, animiert Maria Dahlke, Augen und Ohren offen zu halten. Sie ist für ihre Anvertrauten da „so lange sie mich brauchen.“ Was nehmen die Kinder mit? „Sie fühlen sich einfach gesehen“, bringt sie es auf den Punkt. Die Kontaktstelle kümmert sich um Betroffene im Landgerichtsbezirk Schwerin, somit auch in den Landkreisen Nordwestmecklenburg und Ludwigslust-Parchim. Sie ist von Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Die Beratung erfolgt kostenlos und vertraulich. Langfristiges Ziel ist die Ausweitung des Angebots auf die anderen Landgerichtsbezirke in Mecklenburg-Vorpommern. Eine wissenschaftliche Evaluierung an der Universität Rostock dazu läuft.

Meike Sump