Neue Generation Straßenbahn
30 Wagen werden technisch überholt und erhalten erstmalig eine Klimaanlage sowie einen Himmel
Schwerin • Mit der Modernisierung der gesamten Straßenbahnflotte bringt der Nahverkehr gerade ein besonders umfangreiches Projekt auf die Schiene. Alle 30 Wagen werden technisch auf den neuesten Stand gebracht und innen aufgehübscht. Das erste Fahrzeug wurde gerade umgerüstet und hat schon seine Runden auf dem Betriebsgelände gedreht. Nach erfolgreich bestandenen Tests startet es im öffentlichen Personennahverkehr. Drei weitere folgen im Laufe des Jahres.
„Eigentlich wollten wir schon weiter sein und fünf Fahrzeuge fertiggestellt haben“, erläutert NVS-Geschäftsführer Wilfried Eisenberg. „Coronabedingt gab es allerdings einige Lieferverzögerungen, so dass wir eine neue Zeitrechnung aufgemacht haben.“ Ab 2023 sollen jährlich sechs Straßenbahnen die betriebseigene Werkstatt durchlaufen, sodass bis Ende 2026 der gesamte Fuhrpark in neuem Glanz erstrahlt. Bis zu dreißig weitere Jahre Laufzeit veranschlagt das Unternehmen für seine Straßenbahnen. Dafür investiert es rund 1,2 Millionen Euro pro Fahrzeug.
Ein Gutachten hatte 2018 ergeben, dass die Umrüstung der Wagen weitaus günstiger ausfällt als die Neuanschaffung, die mit rund drei Millionen Euro zu Buche geschlagen hätte. „Ausschlaggebend ist, dass Wagenkasten und Drehgestelle noch voll in Schuss sind“, bestätigt Michael Schweda von Kiepe Electric, der die Pläne zur Überholung der Motoren, Getriebe und Elektronik vor Ort gerade in die Praxis umsetzt. Fahrgäste profitieren erstmalig von einer Klimaanlage. An der dritten Doppeltür wird eine Rampe eingebaut, sodass zum Beispiel Rollstuhlfahrer künftig an zwei Stellen ein- und aussteigen können. Bequemer werden auch die Sitze – dicker und mit neuem Design in rot und blau gepolstert. Außerdem schauen Passagiere künftig in einen LED-beleuchteten Schweriner Himmel an der Innendecke. Mit optimierter Netzwerk- und Computertechnik lassen sich Fahrgastströme noch genauer auswerten und Fahrpläne entsprechend anpassen. Zusätzliche Außenkameras optimieren das Sichtfeld der Fahrer vor allem an belebten Straßen.
Meike Sump