hauspost fragt nach: Januar 2022

Inwieweit sollten Personalentscheidungen für die Verwaltungsspitze der Stadt geschlechterspezifisch getroffen werden?

hauspost fragt nach im Stadthaus
hauspost fragt nach im Stadthaus, Foto: maxpress



Gert Rudolf, Fraktionsvorsitzender CDU/FDP

Die Verwaltungsspitze der Landshauptstadt Schwerin durchläuft nicht das klassische Bewerbungsverfahren. Der Oberbürgermeister wird direkt durch die Bürgerinnen und Bürger gewählt, die Beigeordneten durch die Stadtvertretung. Wir hätten uns bei der zurückliegenden Oberbürgermeister-Wahl eine weibliche Verwaltungschefin gewünscht, leider hat unsere Kandidatin nicht die Mehrheit bekommen. Die zwei offenen Beigeordneten-Stellen sind öffentlich auch im Internet ausgeschrieben. Für sie gelten zunächst einmal klare fachliche Kriterien, da sonst das Innenministerium Widerspruch einlegt. Wir bauen darauf, dass sich qualifizierte Frauen und Männer bewerben.



Gerd Böttger, Fraktionsvorsitzender DIE LINKE.

Unsere Fraktion ist sehr dafür, dass auch Frauen Führungspositionen übernehmen. Das gilt auch für die Stadtspitze. Wir werden deshalb auch eine Frau für die Aufgaben einer Beigeordneten vorschlagen, die auch die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt. Dann haben alle Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter, besonders die, die einen entsprechenden Antrag zugestimmt haben die Möglichkeit eine Frau zu wählen.
Allerdings erwarte ich dann auch, besonders von den Grünen und der SPD, unserem Beispiel zu folgen und bei der nächsten Oberbürgermeisterwahl Frauen für dieses Amt zu nominieren.



Mandy Pfeifer, Fraktionsvorsitzende SPD

Dass Frauen in Bewerbungsprozessen bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt werden, ist in vielen Unternehmen und im öffentlichen Dienst völlig normal. Im Falle der Besetzung von Beigeordneten des Oberbürgermeisters entscheidet jedoch die Stadtvertretung. Im 21. Jahrhundert und mit bereits drei Männern an der Spitze der Verwaltung hätte ich es für zeitgemäß gehalten, sich für diesen geschlechterspezifischen Passus zu entscheiden. Ich bin noch immer entsetzt darüber, dass es in der Stadtvertretung offenbar keine Mehrheit für die Gleichstellung von Männern und Frauen gibt.



Petra Federau, Fraktionsvorsitzende AfD

Bei der Besetzung von Dezernentenposten sollte das erste Auswahlkriterium immer die fachliche und auch persönliche Eignung sein. Eine Frauenquote einzuführen, wie es die Grünen fordern, kann schnell eine wirkliche Benachteiligung von Männern gegenüber einer vermeintlichen Benachteiligung von Frauen hervorrufen. Im Übrigen steht es jeder Frau frei, sich auf einen der Dezernentenposten zu bewerben. Außerdem zieht die Argumentation der Grünen nicht ansatzweise. In der Stadtverwaltung arbeiten nicht nur mehr Frauen als Männer, auch die Führungspositionen sind mehrheitlich durch Frauen besetzt.



Silvio Horn, Fraktionsvorsitzender Unabhängige Bürger

Der Vorstoß zielt darauf ab, die Frauenquote in der Stadtspitze der Landeshauptstadt zu erhöhen - das wirkt auf den ersten Blick gerecht. Grundsätzlich geht es bei der Besetzung von Führungspositionen jedoch um die Eignung und Befähigung der Bewerber, nicht darum, ob es eine Frau oder ein Mann sein soll. Insofern muss man erst einmal sehen, wer sich bewirbt. Auch handelt es sich bei derart exponierten Stellen nicht um eine klassische Auswahlentscheidung nach dem Beamtenrecht, sondern auch um eine politische. Eine solche Personalentscheidung also geschlechterspezifisch auszurichten, ist nur schwer umsetzbar.



Regina Dorfmann, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/DIE GRÜNEN

Bündnis 90/Die Grünen ist die Fraktion, die in der Stadtvertretung einen höheren Frauenanteil an der Stadtspitze gefordert hat. Damit ist unsere Position klar. Was auf Landesebene gesetzlich verankert ist, bei entsprechender Eignung ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis anzustreben, ist für unsere Stadt leider keine Selbstverständlichkeit. Dabei können alle nur gewinnen: Frauen führen anders, gemischte Teams sind erwiesenermaßen erfolgreicher und arbeiten effektiver. Deshalb hoffen wir auf tolle, überzeugende weibliche Bewerbungen für die ausgeschriebenen zwei Positionen als Beigeordnete.