B90/DIE GRÜNEN wollen mehr Frauen an der Stadtspitze

Fraktion vermutet Kungelei bei Postenvergabe

Viele Männer und nur wenige Frauen sind in der Stadtvertretung  der Landeshauptstadt Schwerin zu finden
Viele Männer und nur wenige Frauen sind in der Stadtvertretung der Landeshauptstadt Schwerin zu finden, Foto: maxpress

Schwerin • „Neue Männer braucht das Land“, sang Ina Deter in den 80er-Jahren ironisch und stellte damit das klassische Männerbild des autoritären Machos in Frage. Inzwischen hat sich viel geändert. Was den Anteil der Frauen in der Spitze der Verwaltung angeht, ist jedoch noch Luft nach oben. Das findet zumindest die Fraktion der Grünen in der Stadtvertretung. Diese forderte per Vorlage 00268/2021 die Förderung der Gleichstellung an der Stadtspitze der Landeshauptstadt Schwerin.

„In der Auswahl der Beigeordneten ist bei gleicher Eignung und Befähigung auf die Repräsentanz von Männern und Frauen an der Stadtspitze zu achten“, hieß es in dem Antrag. In den Wortmeldungen dazu gab es unterschiedliche Sichtweisen auf diesen Vorschlag. Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/DIE GRÜNEN, Regina Dorfmann, begründete ihren Vorschlag unter anderem damit, dass es seit 1990 19 Männer an der Stadtspitze gab, aber nur wenige Frauen. Gerd Böttger von der Fraktion DIE LINKE erklärte dazu: „Der Antrag der Grünen kommt zur falschen Zeit. Da soll der zweite Schritt vor dem ersten gemacht werden. Wollen wir nicht erstmal schauen, wer sich bewirbt und dann dem besten Geeigneten den Vorzug geben?“ Zwei Stellen sind auf www.schwerin.de öffentlich für die vakanten Posten ausgeschrieben. Neu besetzt wird ab 1. September 2022 der Job, den im Moment Dezernent Andreas Ruhl inne hat – sein Dezernat Jugend, Soziales und Gesundheit. Die zweite Stelle betrifft das Dezernat Finanzen, Bürgerservice, Ordnung und Kultur, ein durchaus attraktiver Posten mit viel Einfluss und Kompetenz – und möglicherweise ein Job, auf den auch der eine oder andere Stadtvertreter heimlich schielen könnte.

Am Ende der Diskussion entschieden sich die Stadtvertreter mit 18 zu 14 Stimmen gegen den Antrag der Grünen. Deren Fraktionschefin Regina Dorfmann war enttäuscht. „Das Abstimmungsergebnis zeigt in beeindruckender Weise, wie sich Kommunalpolitik unglaubwürdig macht. Während in Parteiprogrammen und Absichtserklärungen die Gleichstellung der Frauen betont wird, ist im konkreten Fall das Postengeschacher der Männer in Schwerin dann offenbar doch wichtiger. Ich finde diese Vorgehensweise beschämend.“ Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Blick auf die Sitze in der Stadtvertretung. Von den insgesamt 45 Mitgliedern sind nur neun weiblich. Selbst in der stärksten Fraktion, der von CDU/FDP, ist Silvia Rabethge die einzige Frau. Die Grünen liegen bei zwei Frauen von vier Abgeordneten immerhin bei einer Quote von 50 Prozent Frauenanteil. Auch die SPD steht mit drei Frauen ihrer siebenköpfigen Fraktion nicht schlecht da. Von der Fraktion der LINKEN hätte Regina Dorfmann bei der Abstimmung über ihren Antrag etwas anderes erwartet. „Jüngst haben die Linken auf Landesebene den Internationalen Frauentag zum gesetzlichen Feiertag gemacht. In der Landeshauptstadt aber ist das alles nur Theorie. Hier verweigert man dem klaren Bekenntnis zu mehr Gleichberechtigung in der Verwaltungsspitze die Zustimmung“, äußerte sich Regina Dorfmann per Pressemitteilung.

Steffen Holz