Heimweh muss nicht mehr sein
Was die Landeshaupstadt für Rückkehrer und Neuankömmlinge zur Lebenshauptstadt macht
Schwerin • „Schwerin macht glücklich!“ Mit diesem Satz wirbt die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns um Neubürger. Schließlich will sie weiter wachsen und damit noch interessanter für Investoren werden.
Wer hier sein Glück gefunden hat, der erwartet vielleicht an den Weihnachtstagen wieder seine Angehörigen, die früher einmal in Schwerin gelebt haben. Nach coronabedingten Reisebeschränkungen musste der Weihnachtsbesuch im vergangenen Jahr ausfallen und einige haben damals vielleicht gedacht: „Wie schön wäre es, wieder in Schwerin zu leben, dann könnten wir uns öfter sehen, zusammen sitzen und schnacken, sogar im Lockdown.“
Jobbörse bringt Orientierung
Für Menschen mit Sehnsucht nach der Heimat hat die Stadt den Rückkehrertag organisiert, der üblicherweise einmal im Jahr im Wiechernsaal stattfindet. Dabei kann sich jeder informieren, der darüber nachdenkt, in Schwerin seine Zelte aufzuschlagen. In diesem Jahr bietet die Stadt coronabedingt eine Alternative, da die große Zusammenkunft kurzfristig abgesagt worden ist: Unter www.schwerin.de/rueckkehrertag präsentieren sich Unternehmen und Bildungsträger mit aktuellen Stellenangeboten. Schließlich ist die Suche nach einem sicheren Job in der Regel eine der ersten Hürden, die interessierte Neubürger oder Rückkehrer vor einem Umzug nehmen müssen.
Unter normalen Umständen wiederum erhalten Teilnehmer des Rückkehrertages einen Willkommensrucksack aus blauer Baumwolle geschenkt. Darauf steht in weißer Schrift: „Schwerin macht glücklich!“ Darin sind eine Menge Broschüren, die über Behörden und Einrichtungen informieren – mit Telefonnummern, Öffnungszeiten und Ansprechpartnern. Wertvolle Gutscheine für eine Rundfahrt im roten Doppeldecker- Bus, das Freilichtmuseum Mueß oder den Zoo gibt es ebenfalls. Das Highlight ist allerdings die sonst übliche Einladung zum Begrüßungs-Kaffee mit Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier. Hier wird zwanglos geplauscht und geschnackt. „Unsere Freundschaft hat sich zum Beispiel auch beim Bürgermeister angebahnt“, erzählen die Ehepaare Nölke und Bärwinkel.
Ein Blick auf die Zahlen belegt die besondere Anziehungskraft der Stadt: Genau 3.273 Zugezogene hat die Landeshauptstadt in diesem Jahr begrüßt (Stand: Juli 2021). Dazu zählen auch viele Menschen, die durch Migration hier angekommen sind. Abzüglich der Fortzüge bleibt ein Plus von rund 400. Damit leben jetzt 95.667 Menschen hier. Schwerin ist also beliebt als Lebenshauptstadt. Und das trotz – oder vielleicht gerade wegen der Pandemie. Denn das Leben in Großstädten ist unattraktiver geworden. Berlin und Hamburg verzeichnen viele Fortzüge. Der Trend zur Arbeit im Homeoffice und steigende Mieten sind Gründe dafür. Außerdem vermutet Ulrike Auge aus dem Schweriner Stadthaus: „Die lange niedrigen Corona-Inzidenzen bei uns haben vielleicht ebenfalls dazu beigetragen, dass die Landeshauptstadt noch attraktiver geworden ist.“
Schwerin hat viel zu bieten
Selbst viele Alt-Schweriner kennen nicht die volle Vielfalt der Stadt: 30 Allgemeinbildende Schulen und 50 Kitas gibt es hier, mehr als 100 Sportvereine, darunter die erfolgreichen Volleyballdamen des SSC Palmberg. Die Mecklenburger Stiere zeigen Top-Leistungen in der dritten Handball-Bundesliga. Kunst- und Theaterfreunde kommen in den staatlichen Museen und im Mecklenburgischen Staatstheater auf ihre Kosten. Im Sommer präsentieren sich Virtuosen von internationalem Rang bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern.
Interessante Jobs gibt es im Bauwesen, bei Druckereien, im Einzelhandel oder in den neuen Medien. In der Gesundheits- oder Tourismuswirtschaft finden sich viele freie Stellen. Auch in der Softwareentwicklung oder der Umwelttechnik gibt es Unternehmen, die Mitarbeiter suchen. Wer sich weiterbilden möchte, für den ist die Volkshochschule „Ehm Welk“ da. Interssierte lernen hier das Klöppeln oder holen den Schulabschluss nach. Wer andere glücklich machen will, hat viele Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Catharina Scheer