Das Beste kommt aus der Tiefe

Zentrale Wasserversorgung in Schwerin beginnt 1889 mit der Errichtung eines Turmes in Neumühle

Seit 131 Jahren gibt es in Schwerin eine zentrale Wasserversorgung. Sie nahm ihren Anfang im  Stadtteil Neumühle, wo einst ein  Wasserwerk stand und noch heute der historische Wasserturm in das Betriebssystem eingebunden ist.
Der Wasserturm Neumühle entstand zu Beginn der zentralen Versorgung, Fotos: maxpress

Schwerin • Seit 131 Jahren gibt es in Schwerin eine zentrale Wasserversorgung. Sie nahm ihren Anfang im Stadtteil Neumühle, wo einst ein Wasserwerk stand und noch heute der historische Wasserturm in das Betriebssystem eingebunden ist. Zwei leistungsstarke Wasserwerke – in Pinnow und am Mühlenscharrn – sichern aktuell die Versorgung mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser für die Landeshauptstadt und ihr Umfeld.

Der Wasserreichtum in Schwerin genügt über Jahrhunderte, um der stetig wachsenden Zahl an Einwohnern eine ausreichene Zufuhr an Wasser zu ermöglichen. Mit dem Ausbau des Pfaffenteichs Ende des 13. Jahrhunderts gelingt es, eine erste, frühe Form der allgemeinen Versorgung anzulegen: Das Gewässer inmitten der Stadt spendet den Lebensquell und Brauchwasser. Später entstehen öffentliche Brunnen mit einer Tiefe von bis zu zehn Metern. Ihre Zahl steigt auf 65 bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Allerdings kommt auch ein Problem auf: Immer mehr Menschen nutzen das Wasser und erzeugen damit auch Abwasser. Dessen Entsorgung kann nicht mehr ordnungsgemäß erfolgen. Eine zentrale Wasserversorgung muss her. Ihre Planung beginnt in den 1880er-Jahren.

Wahrzeichen steht auf dem höchsten Punkt der Landeshauptstadt

Im Stadtteil Neumühle wächst zunächst der noch heute erhaltene und in Betrieb befindliche 22,5 Meter hohe Wasserturm (Baubeginn 1889). Auf dem 86 Meter hohen Weinberg sorgen seine Speicher und Ausgleichsbehälter für eine stabile Versorgung. Die Entnahme des Wassers erfolgt aus dem Neumühler See. In seiner Nähe entsteht 1890 das erste Schweriner Wasserwerk mit einer Tageskapazität von bis zu 6.000 Kubikmetern. Eine weitere Entwicklung der Stadt macht ständige Steigerungen der Aufbereitungsmengen notwendig. In den 1920er-Jahren wird das Rohrnetz ausgebaut. Eingemeindete Ortschaften wie Görries und Zippendorf sowie die Gartenstadt und der Sachsenberg finden Anschluss. Nach dem Zweiten Weltkrieg kommt es zusätzlich zur Erschließung von Grundwasservorkommen und damit zur Inbetriebnahme von Tiefbrunnen. Im Jahr 1954 geht das Wasserwerk Gosewinkel ans Netz und fördert das kühle Nass zunächst aus dem Medeweger See.

Verbrauch steigt im Jahr 1976 auf 379 Liter pro Tag und Person an

Der Bedarf an Trinkwasser erreicht 221 Liter je Einwohner und Tag im Jahr 1960. Den Spitzenwert bildet 1976 eine Menge von 379 Liter je Einwohner und Tag. Schwerin zählt bereits mehr als 100.000 Einwohner. 1974 weiht der damalige VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung (WAB) die Druckerhöhungsanlage Grünes Tal ein. Zur Sicherung der Kapazitäten entsteht 1979 das Wasserwerk in Pinnow mit einer täglichen Leistung von 13.340 Kubikmetern. Im gleichen Jahr folgt eine weitere Druckerhöhungsanlage in der Marie-Curie- Straße. In der Wendezeit endet die See- wasserentnahme – sowohl in Gosewinkel als auch in Neumühle. Beide Wasserwerke stellen 1999 ihren Betrieb ein. Zeitgleich geht das neue Werk am Mühlenscharrn in Betrieb. Zwei weitere Druckerhöhungsanlagen wirken seit 2007 mit, das neue Industriegebiet Göhrener Tannen zu versorgen. Zahlreiche weitere Investitionen stehen für Nachhaltigkeit und bestes Trinkwasser.

Modernes Unternehmen sichert höchste Qualität

Weniger Einwohner und die Einstellung der Produktion durch etliche Betriebe ließen den Wasserbedarf immens sinken. Seit der Jahrtausendwende liegt der Verbrauch wieder stabil bei knapp 100 Litern. Insgesamt 14 Förderbrunnen und eine Speicherkapazität von 13.550 Kubikmetern stehen der WAG heute zur Verfügung. Auch während langer Trockenheitsphasen gelingt es, die Förderung zu gewährleisten. Die Kapazität der beiden Wasserwerke beträgt aktuell 30.000 Kubikmeter am Tag. Eine neuerliche Spitzenabnahme registriert die WAG erst kürzlich am 18. Juni dieses Jahres: An diesem Tag werden 25.000 Kubikmeter Wasser aufbereitet und abgegeben.

Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Zweckverband Schweriner Umland

Von der zuverlässigen Arbeit der WAG profitieren übrigens nicht nur Kunden in der Landeshauptstadt: Auch an den Zweckverband Schweriner Umland wird Trinkwasser abgegeben. Der Kooperationsvertrag mit diesem Zweckverband wurde erst kürzlich bis 2034 verlängert. „Die jahrelange Erfahrung der Mitarbeiter, die technische Ausstattung und die gezielte Ausweisung von Schutzzonen machen es in Schwerin möglich, jederzeit alle Bedürfnisse an Trinkwasser in herausragender Qualität abzudecken“, blickt Hanno Nispel zuversichtlich in die Zukunft. Der WAG-Geschäftsführer und die Mitarbeitenden sind stolz darauf, dass die Historie der Trinkwasserversorgung in Schwerin eine echte Erfolgsgeschichte ist.

maxpress/Barbara Arndt

Qualitativ hochwertiges Wasser steht jederzeit in Schwerin zur Verfügung

Modernste Technik findet sich im Wasserwerk Mühlenscharrn

Alte Anlagen (kleine Fotos) und der heutige Reinwasserbehälter stehen für die Geschichte der Wasserversorgung, Fotos: maxpress

Wasserzähler brauchen jetzt Schutz vor Frost

Die kalte Jahreszeit kündigt sich an. Bevor die ersten Minusgrade auftreten, benötigen Wasserzähler und Leitungen einen entsprechenden Schutz. WAG-Gruppenleiter Volkhardt Zillmann empfiehlt, Fenster und Türen von Kellerräumen geschlossen zu halten. „Das reicht in der Regel aus, um in diesen Räumen die Anlagen ausreichend vor Frost zu schützen.“ Anders verhält es sich bei Zählern in Gärten und auf Baustellen. Damit hier keine Schäden auftreten, kommen Alttextilien oder Stroh zum Einsatz. „Gut beraten ist, wer Schächte abdeckt oder auch verfüllt. So gelingt es, wassertechnische Anlagen vor Schäden zu bewahren.“ Im Fall des Einfrierens ist langsames Auftauen das Mittel der Wahl. Schadensmeldungen an Anlagen der WAG sowie an Wasserzählern nimmt die Störungs-Hotline entgegen.