Ab und zu bin ich Herzog
Mathias Schott liebt die mecklenburgische Adelsgeschichte
Schwerin • Als er mit seiner großherzoglichen Uniform zum Fotoshooting an den Kaskaden des Schlossgartens posierte, hielt ein Neugieriger an, um zu schauen, ob vielleicht Bilder für einen historischen Film gedreht werden würden. In dem würde sich der Liebhaber der mecklenburgischen Historie ganz sicher wohl fühlen, denn Geschichte ist das, was ihn fasziniert.
1964 wurde Mathias Schott in Berlin geboren. Aufgewachsen ist er in einem Haus am Schweriner Obotritenring. Sein Vater war Chefarzt der ersten Urologischen Klinik der DDR – in Schwerin. „Ich wurde so erzogen, dass ich auch über die Mauer gucken konnte“, sagt Mathias Schott. Die auf dem Dachboden versteckte und in Richtung Hamburg gedrehte Fernsehantenne brachte das Westfernsehen in die ostdeutsche Wohnung und erweiterte den Horizont des jungen Mannes. In der Hauptmann-Schule verbrachte er eine prägende Zeit. „Meine Lieblingsfächer waren Deutsch, Erdkunde und Geschichte. Ich erinnere mich an schöne Streitgespräche mit meiner Geschichtslehrerin und an den Kunstunterricht.“ Der Kunstlehrer war es, der bei Mathias Schott die Liebe weckte, ins Museum zu gehen. „Ein warscheinlich prägendes Erlebnis war für mich meine Taufe im Berliner Dom, die mein Vater 1964 möglich gemacht hat. Da war ich zwischen den Särgen der preußischen Könige und bekam den Segen des Dompredigers. Dieser war ein ehemaliger Klassenkamerad meines Vaters – was für ein himmlisches Gefühl.“
Anfang der 80er-Jahre lernte Mathias Schott im Hotel Stadt Schwerin ganz bodenständig den Beruf des Kochs. „Das war eine harte Schule, da flog auch mal die Bratpfanne durch die Küche, wenn der Chefkoch sauer war. Als ich das zuhause erzählte, sagte mein Vater: ,Na der wird schon seinen Grund gehabt haben´. Auf jeden Fall habe ich das Handwerk wirklich gelernt“, erzählt Mathias Schott. Die Liebe zum Kochen bleibt in seinem Herzen und so absolvierte er ein Fernstudium an der Hotelfachschule. Heute bereitet er gern Mahlzeiten für Freunde und Familie – am liebsten einheimische Gerichte. Viele Tricks und Kniffe der Hausmannskost hat der Schweriner von seiner Mutter gelernt und ist der festen Überzeugung: „Wenn es so schmeckt wie bei Mutter, ist das Essen gut gelungen“.
Außer der Liebe zu gutem Essen bleibt die Leidenschaft für Museen, Geschichte und schöne Dinge. Neben der Lehre zum Koch macht Mathias Schott 1983 eine Ausbildung zum Schlossführer. „Da musste man in der Prüfung über sechs Räume des Schweriner Schlosses eine Stunde lang erzählen können. Heute führe ich die Gäste eine Stunde lang über zwei Etagen des Schlosses oder am Tag der Ruhe auch über den Alten Friedhof. Inzwischen bin ich der dienstälteste Schlossmuseumsführer.“ Das Gebäude mit seinen vielen Facetten sollte eine wichtige Rolle im weiteren Leben von Mathias Schott spielen. 1991 gründete sein Vater den Verein der Freunde des Schweriner Schlosses. Der hat das Ziel, die Geschichte des Wahrzeichens weiter zu erforschen, Teile des Hauses zu sanieren, historische Gegenstände zu erhalten oder zu restaurieren. „Das erste Objekt, das wir im Verein saniert haben, war eine sogenannte Moabiter Vase. Es folgten die Restaurierung der Altarleuchter der Schlosskirche und die Wiederherstellung der Drehbarkeit der Schlossbrücke.
Ich erinnere mich noch an die Alternativen, die wir damals für das Projekt hatten – entweder zuschweißen oder sanieren. Dank der Erbschaft eines Vereinsmitgliedes – es war ein fünfstelliger D-Mark-Betrag – konnten wir dieses technische Bauwerk und seine Funktion erhalten.“
Das Größte für Mathias Schott und seine inzwischen 260 Vereinsmitglieder war der Neubau des Jugendtempels im Schlossgarten. Zu besonderen Anlässen, wie dem Schlossfest, steigt er in seine Uniform. Die ist von einem 90-jährigen Uniformschneider aus Minden nach Vorlage eines Gemäldes aus dem Jahr 1856 gefertigt worden und hat circa 3.000 Euro gekostet – wenn das keine Liebe zur Geschichte Mecklenburgs ist!
maxpress/Steffen Holz