Tod sollte kein Tabuthema sein

Zum Welthospiztag am 9. Oktober gewährt die Einrichtung am Aubach Einblicke in die letzte Reise

„Lebe jeden Tag, als wäre er dein letzter“, heißt ein berühmter Satz. Die Mitarbeiter vom Hospiz am Aubach halten sich gerne daran. Sie gestalten Sterbenden die verbleibenden Lebenstage besonders schön und genießen auch das eigene Leben durch ihren Beruf
Heidi Marth begleitet die Hospiz-Gäste auf ihrer letzten Reise, Fotos: Netzwerk für Menschen

Schwerin • „Lebe jeden Tag, als wäre er dein letzter“, heißt ein berühmter Satz. Die Mitarbeiter vom Hospiz am Aubach halten sich gerne daran. Sie gestalten Sterbenden die verbleibenden Lebenstage besonders schön und genießen auch das eigene Leben durch ihren Beruf noch viel bewusster. Das Anliegen des Welthospiztags, die Themen Sterben und Tod in der Gesellschaft zu etablieren, ist für die Mitarbeiter Alltag.

Wer denkt, dass es im Hospiz am Aubach todtraurig zugehen würde, irrt sich. „Wir haben hier eine gute Stimmung. Es wird gelacht und mit den Gästen gescherzt. Sie sollen ja nochmal eine schöne Zeit und Spaß bei uns haben“, sagt Heidi Marth, stellvertretende Pflegedienstleitung vom Hospiz am Aubach. Die meisten Gäste blühen auf ihrer letzten Reise im Hospiz noch einmal richtig auf. „Morgens gucken wir, wer was braucht. Wir teilen Medikamente aus, bereiten das Frühstück vor, waschen und versorgen die Gäste. Dazu gehört zum Beispiel auch mal eine Hand- oder Fußmassage.“ Heidi Marth und ihre Kollegen betreuen jeden Gast ganz individuell und versuchen, jedem seinen letzten Wunsch zu erfüllen – ob Überraschungsbesuch auf der Hochzeit des Enkelkindes, noch einmal durch den alten Heimatort fahren, Konzerten lauschen oder Fischbrötchen am Meer essen. Es sind die kleinen Dinge, die glücklich machen.

Durchschnittlich verbringen die Gäste zwei bis vier Wochen im Hospiz. Während dieser Zeit werden sie und ihre Angehörigen gefühlvoll auf den Tod vorbereitet. „Er gehört zum Leben dazu. Wir gehen alle mal von dieser Erde und das ist nicht schlimm. Bis dahin sollten wir die Zeit so schön wie möglich nutzen“, so Heidi Marth. „Und eines Tages ist es soweit.“ Die anfänglichen Berührungsängste legen die Hospiz-Mitarbeiter im Laufe der Zeit ab.

„Wenn der Gast verstorben ist, betten wir ihn zurecht, lassen ihn erstmal in Ruhe und öffnen das Fenster. Dann waschen wir den Gast und kleiden ihn so ein, wie wir es zuvor gemeinsam besprochen haben. Danach schminken oder rasieren wir ihn. Wenn wir seine Vorlieben kennen, legen wir zum Beispiel auch noch eine Zigarette in die Hand oder stellen ein Glas Rotwein ins Zimmer“, berichtet Heidi Marth. Das Zimmer wird außerdem mit Kerze, Blumen und Lieblingsfoto hergerichtet. Dann treffen die Angehörigen zum Abschiednehmen und der Arzt zum Ausstellen des Totenscheins ein.

Am Feierabend kann Heidi Marth gut von ihrer Arbeit abschalten. Sie ist dankbar für die Erinnerungen an die Gäste und die Erfahrungen für ihr eigenes Leben: „Ich gebe viel und bekomme viel zurück. Ich habe gelernt, meine Prioritäten im Leben anders zu setzen. Bei vielen Dingen bin ich entspannter geworden und materielle Dinge haben für mich keinen großen Stellenwert mehr. Ich frage mich, was mir während meines Lebens und am Ende meines Lebens wichtig ist und genieße das Leben für mich und mit meiner Familie viel mehr.“ Wer selbst die spannende Reise mit den Gästen und zu sich selbst machen möchte, kann sich aktuell in den Bereichen Service und Pflege im Hospiz am Aubach bewerben.

Ansprechpartner ist Bastian Bagemühl unter der Telefonnummer (0385) 55 57 00 12 oder per E-Mail an personal@nfm-schwerin.de.

Sophia Vortmann