Gartenstreit in Mueß

Stadt macht Angebote für Lösung des Konflikts

Kaum ein Platz war während der August-Sitzung der Stadtvertreter auf den Besucherstühlen frei. Kleingärtner der Sparte „Am Reppin“ wollten Antworten. 15 ihrer Parzellen sollen durch die Umgestaltung des Freilichtmuseums zugunsten von Parkplätzen wegfallen
Mehrere Parzellen der Anlage sollen Parkplätzen für den Ausbau des Freilichtmuseums weichen, Foto: mp

Schwerin • Kaum ein Platz war während der August-Sitzung der Stadtvertreter auf den Besucherstühlen frei. Kleingärtner der Sparte „Am Reppin“ wollten Antworten. 15 ihrer Parzellen sollen durch die Umgestaltung des Freilichtmuseums zugunsten von Parkplätzen wegfallen und das gefällt den Hobbygärtnern nicht. In der Bürgerfragestunde der Stadtvertretung meldeten sie sich zu Wort.

Schon im Vorfeld der Sitzung hatte sich Beate Rudolf, die Vereinsvorsitzende der Sparte „Am Reppin“, mit einer Bürgeranfrage an die Stadtvertretung gewendet. In ihrem Schreiben beklagt sie unter anderem die mangelnde Kommunikation zwischen Stadt und Kleingärtnern. Aus der Zeitung hätten die Naturfreunde erfahren, dass 15 ihrer Parzellen Parkplätzen des Museumsdorfes weichen sollen, damit 300 Parkplätze für das Freilichtmuseum entstehen können – welches wiederum 2025 als Außenstandort für die Bundesgartenschau in Rostock dient. „Warum wurde nicht im Vorfeld der Entscheidung mit dem Vorstand des Vereins, dem Kreisverband und den betroffenen Gartenfreunden gesprochen?“, fragt sie in ihrem Schreiben an die Stadtvertreter.

Unklar ist für die Vereinsvorsitzende auch, wie hoch die Besucherzahlen und die damit verbundene Parkplatznutzung sein werden. Laut Prog- nose des Projektes könnte die Besucherzahl im Museumsdorf Mueß von derzeit 25.000 pro Jahr auf 80.000 im BUGA-Jahr 2025 ansteigen. Die Reppiner Gartenfreunde fragen sich außerdem, warum gerade ihre Kleingartenanlage Parzellen für Parkplätze opfern soll und ob überhaupt Alternativen wie Shuttleverkehr angedacht wurden oder bestehende BUGA-Parkflächen genutzt werden können.

„Ein Shuttleservice löst die touristischen Probleme nicht“, antwortete Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier während der Stadtvertretersitzung. Der Verwaltungschef zeigte jedoch großes Verständnis für die Sorgen der Kleingärtner. „Die Situation ist ein echtes Dilemma. Einerseits verstehe ich die Naturfreunde, die die betroffenen Gärten mit Liebe angelegt und gepflegt haben, andererseits muss ich auch die Interessen von mehr als 95.000 Schweriner Einwohnern vertreten. Hierbei ist das öffentliche Engagement für ein touristisches Projekt allerdings ein Größeres.“

Die Stadtvertretung hat inzwischen beschlossen, Alternativen zum ursprünglichen Parkkonzept zu erarbeiten. Ein unabhängiges Ingenieurbüro wird bis zum Ende des Jahres entsprechende Pläne für das Freilichtmuseum entwickeln, die auch die Parkplatzsituation beinhalten werden. Der Bau von Parkplätzen würde nach Aussage von SDS-Werk- leiterin Ilka Wilczek frühestens 2023 erforderlich sein. Der Eigen- betrieb hat inzwischen mit der Interessenvertretung der Kleingärtner, dem Kreisverband, Gespräche geführt. Im Ergebnis hat der Kreisverband mitgeteilt, dass ein Großteil der Naturfreunde bereit ist, die Gärten aufzugeben und Entschädigungszahlungen sowie Ersatzflächen anzunehmen.

Diskutiert wird über das Thema jedoch noch weiter. Auch die Fraktionen der Stadtvertretung sind damit beschäftigt (siehe „hauspost fragt nach“, rechte Seite). Die Politiker sprechen sich fraktionsübergreifend für den Erhalt und die Bedeutung der derzeit 7.756 Schweriner Kleingärten aus und kritisieren zum einen die scheinbare Alternativlosigkeit der Entscheidung gegen die Mueßer Gärten und – so wie die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen – andererseits den Verlust der Parzellen für Parkplätze. Die Gartenfreunde wollen weiter Unterschriften für den Erhalt ihrer Anlage am Reppin als Ganzes sammeln.

maxpress/sho