Wegbegleiter für neue Sicht aufs Kind
Marlies Kahl gestaltete den Wandel der pädagogischen Konzepte bei der Kita gGmbH
Schwerin • Sie kam aus der Praxis. Marlies Kahl war seit den 1970er-Jahren Erzieherin, später Einrichtungs-Leiterin. Mit Gründung der Kita gGmbH wurde sie zur Pädagogischen Geschäftsführerin berufen – und blieb den Kindern dennoch nah (Foto rund r.). „Es war die spannendste Zeit meiner beruflichen Laufbahn“, sagt sie heute. Und: „Ein arbeitsintensiver Prozess.“
Schließlich sollte umgedacht werden – weg vom Bildungs- und Erziehungsplan, den die Pädagogischen Fachkräfte aus DDR-Zeiten gewohnt waren, und hin zu einer neuen Sicht aufs Kind. „Das bedeutete, dass unsere Mitarbeitenden ihre innere Haltung verändern mussten“, erläutert Marlies Kahl. „So ein Grundverständnis dafür, wie wir das Kind zukünftig sehen und begleiten wollten, ließ sich ja nicht diktieren, sondern musste eigene Überzeugung werden.“ Sie selbst habe schon immer einen Hang dazu gehabt, Freiheiten neben den Vorgaben zu Bildung und Erziehung zu nutzen, erinnert sich die Pädagogische Geschäftsführerin im Ruhestand. Nun galt es, noch weiter nach vorne zu gehen und die Teams in den einzelnen Einrichtungen mitzuziehen. Dazu machte Marlies Kahl an der Uni Berlin unter anderem eine Ausbildung zum Qualitätsmanagement und setzte sich gemeinsam mit Geschäftsführerin Anke Preuß (Foto rund l.) für konzeptionelle Neuerungen ein. Um die Reggio-Pädagogik kennenzulernen, reisten Erzieher sogar nach Italien. „Die Kita ,Reggio Emilia‘ wurde so eine impulsgebende Einrichtung innerhalb des Unternehmens“, erinnert sich Marlies Kahl. „Doch in allen Kitas sind wir damals auf wunderbare Menschen gestoßen, die den Neuerungen offen gegenüber standen und uns ihr Vertrauen geschenkt haben.“ Heute sind die Mitarbeitenden und Einrichtungen der Kita gGmbH auf einem konstanten Weg zur Offenen Arbeit. Die Pädagogischen Fachkräfte geben den Kindern Impulse, aber keine Vorgaben. Diese wiederum liefern selbst Denkanstöße zu Aktionen und Unternehmungen. „Ein Kind muss nicht mitbasteln, wenn es nicht will. Und es muss das Schneeglöckchen auch nicht in der Farbe malen, die es tatsächlich hat“, nennt Marlies Kahl einige Beispiele. „Die Pädagogische Fachkraft ist somit weniger Bestimmer, sondern vor allem Beobachter. Die Aufgabe ist vielmehr, das Kind in seinem Tun zu erkennen, die persönliche Entwicklung wahrzunehmen, auf es einzugehen und vor allem: Es dabei zu bestärken, Dinge selbst zu erfassen, statt im Detail einen Weg vorzugeben.“
maxpress/Janine Pleger