Mathe-Lehrerin aus Leidenschaft
Elke Lindstedt ist an der VHS als Honorarkraft tätig und lernt trotz viel Erfahrung selbst noch dazu
Schwerin • Nach wie vor gibt es in MV einen Lehrkräftemangel. Seit fast neun Jahren ist Elke Lindstedt daher neben ihrer Tätigkeit an einer Regelschule auch an der Volkshochschule beschäftigt. Mit der hauspost hat sie über den besonderen Reiz gesprochen, als Lehrerin in ihrer Freizeit zusätzlich an der Volkshochschule zu unterrichten.
hauspost : Wann wussten Sie, dass Sie Lehrerin werden möchten?
Elke Lindstedt: Um ehrlich zu sein, wollte ich nie etwas anderes werden. Ich habe mich als Kind viel um meine jüngere Schwester gekümmert. Das hat mir gut gefallen. Vielleicht gibt es da einen Zusammenhang. In der 9. Klasse haben wir dann einen Lehrer bekommen, der in mir die Lust an Mathematik geweckt hat. Vorher hatte ich keinen Zugang. Und so stand eben auch das Fach fest. In Rostock habe ich dann studiert und anschließend viele Jahre in Schwerin und Grevesmühlen gearbeitet.
hauspost : Warum unterrichten Sie jetzt an der Volkshochschule Schwerin?
Elke Lindstedt: Es besteht einfach ein großer Mangel an Fachkräften. Ich mache meinen Job sehr gerne und 2012 hat sich für mich die Möglichkeit ergeben, an der VHS auf Honorarbasis tätig zu sein. So bin ich immer beschäftigt und man lernt selbst noch etwas dazu. Der Unterricht an der VHS ist eben anders.
hauspost : Inwiefern?
Elke Lindstedt: An einer Regelschule sind die Schüler meist auf dem gleichen Wissensstand. In der 10. Klasse an der VHS kommen aber Kursteilnehmende unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft oder familiärer Bedingungen zusammen – und mit unterschiedlichen Vorkenntnissen in Mathematik. Um den Kurs erfolgreich zur zentralen Abschlussprüfung zu führen, muss ich alle Teilnehmenden erst einmal auf einen gemeinsamen Nenner bringen, denn in der Mathematik baut ja alles aufeinander auf.
hauspost : Was macht denn eine gute Lehrerin oder einen guten Lehrer aus?
Elke Lindstedt: Die Schüler sollen merken, dass ich für sie da bin. Meiner Meinung nach muss man fair, aber konsequent sein und klare Vorgaben machen, ehrliches Feedback geben, Verständnis aufbringen und gleichzeitig fordern. Man darf auch mal lachen, ehe man sich dann wieder auf die Aufgabe konzentriert. So hat es für mich immer gut funktioniert. Letztendlich muss aber jeder Lehrer seinen Weg finden.
hauspost : Wie hat sich die Unterrichtssituation während der Pandemie verändert?
Elke Lindstedt: Die Klassenstärke wurde zwar verkleinert, der Präsenzunterricht konnte aber trotzdem größtenteils erfolgen – da es sich ja um Abschlussklassen handelt. Dann haben wir das Lernmanagementsystem vhs.cloud eingeführt, was total unproblematisch war. Meine Schüler kommen mit dem Programm gut klar. Sie stehen aber sowieso eher vor der Herausforderung, sich selbst zu organisieren.
hauspost : Was ist Ihnen bisher besonders in Erinnerung geblieben?
Elke Lindstedt: Neulich hat mir eine 19-jährige Teilnehmerin aus Afghanistan einen Brief geschrieben und sich bei mir bedankt. Das erste Mal in ihrem Leben habe sie Spaß an Mathe und keine Angst mehr gehabt. Das fand ich sehr rührend.
hauspost : Für wen ist die Tätigkeit an der VHS geeignet?
Elke Lindstedt: Für jeden, der gerne Lehrer ist. Ich wünsche mir, dass ich das noch ein paar Jahre machen kann.
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VHS/Marie-Luisa Lembcke