Kümmern ist sein Ding
Hugo Klöbzig hat viele Ideen und Leidenschaften
Schwerin • Welchen Beruf könnte Hugo Klöbzig anhand seines Aussehens ausüben? Schauspieler, Handwerker oder Rockmusiker? Ein bisschen von allem steckt in dem agilen Mann. Vor dem Ruhestand arbeitete der inzwischen 70-Jährige als Ingenieur in einem kommunalen Unternehmen der Landeshauptstadt.
Der Energieexperte war vor der Wende für die Gasversorgung in und um Schwerin tätig und gestaltete nach dem Umbruch und der deutschen Wiedervereinigung den Aufbau der Stadtwerke Schwerin mit. Hier arbeitete Hugo Klöbzig mehr als 30 Jahre und in leitender Position für die Fernwärmeversorgung und bis zur Pensionierung als Werkleiter des SDS und SAE.
„Das hat sehr viel Spaß gemacht“, sagt er heute über diese Jahrzehnte in der Energieversorgung. „Aber du brauchst immer gute Leute in deinem Team. Ohne die kannst du noch so gute Ideen haben. Und ich hatte immer kompetente Kolleginnen und Kollegen um mich herum!“ Neben der Arbeit fand Hugo Klöbzig auch immer wieder Raum und Zeit für eigene Projekte und ehrenamtliches Engagement – in seinem jetzigen Wohnort Raben Steinfeld zum Beispiel.
Hugo ist bodenständig und spricht auch brisante Dinge an. Das Schloss in seinem Dorf ist ein solches Beispiel. Das Haus der ehemaligen Forstschule stand seit 1995 leer und drohte, Stück für Stück zu verfallen. Als Gemeindevertreter unterstützte er auch sofort die Idee, das Vorkaufsrecht des Dorfes zu nutzen, um so das Gebäude zu retten. Inzwischen gibt es den Raben Steinfelder Kultur-und Schlossverein, der dem Haus kulturelles Leben einhauchen möchte. Unterstützt werden die Vereinsmitglieder dabei von der Ehrenamts-Stiftung MV und der Sparkasse.
Schon jetzt freuen sich alle auf die Zeit, wo wieder Konzerte, Lesungen oder andere öffentliche Events möglich sind. Durch seine Einsätze als „Kümmerer“ auf Großbaustellen im Herzen Schwerins ist der engagierte Mann in der Stadt bekannt geworden. Schon 2016 – als die Bauarbeiten in der Wittenburger Straße durchgeführt wurden – stand seine Handynummer öffentlich im Internet und sein Telefon oft nicht still. „An manchen Tagen meldete sich niemand, an anderen gleich mehrere Anwohner oder Gewerbetreibende. Mal geht es um die Mülltonnen, mal um Parkplätze. All diese Probleme musste ich lösen.“
Und das tut Hugo Klöbzig gern und kümmert sich. So auch bei seiner nächsten großen Baustelle in der Wallstraße. Schon im Vorfeld hat der Kümmerer dafür Klinken bei Anwohnern geputzt, Informationsschreiben in die Hausflure geklebt, an Baubesprechungen teilgenommen und Interviews für die Presse gegeben. „Transparenz ist ganz wichtig. Wenn die Leute wissen, was sie bei so einer Baustelle erwartet und worauf sie sich einstellen müssen, ist das Verständnis für die notwendigen Arbeiten ein Besseres. Außerdem haben die Anwohner einen Ansprechpartner, bei dem sie ihre Fragen loswerden und Antworten bekommen.“
Hugo Klöbzig ist ein Visionär. „Man hat doch Ideen, die man verwirklichen möchte und der nächsten Generation erhalten will.“ Dazu gehörte Ende der 90er-Jahre auch die Idee, aus dem alten Wasserwerk in Neumühle etwas zu machen. „Ein befreundeter Künstler suchte Räume für seine übergroßen Malereien. Ich schlug das ehemalige Wasserwerk vor und suchte Gleichgesinnte, die das Projekt unterstützen und mit Leben erfüllen.“ Heute ist das KWW eine Heimstatt für mehrere Künstler und beliebter Veranstaltungsort. In seiner Freizeit liebt der Techniker den Sound von Zweirädern und ist seit 50 Jahren Biker. Angefangen mit einer Schwalbe sitzt er heute auf einer Harley-Davidson, mit der er halb Europa und Teile der USA durchquert hat.
Doch der Biker hat auch eine rabenschwarze Seite. Als „Rabe-Socke“ verkleidet zieht der Raben Steinfelder durch den Ort und überrascht die Kinder an bestimmten Feiertagen mit kleinen Geschenken und Süßigkeiten. „Jeder Dritte hier hat einen geschnitzten Raben am Haus, ich habe mein Kostüm“, sagt Hugo Klöbzig augenzwinkernd und lächelt verschmitzt.
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maxpress/Steffen Holz