Schwerin findet wieder statt
Aktion mit Künstlern auf und an den Straßen nach dem Lockdown läuft bis in den Herbst
Schwerin • Die Landeshauptstadt kann aufatmen: Die Läden, Restaurants und Cafés sind wieder geöffnet, die Bühnen werden erneut bespielt. Mitte Juni musizierten Musiker auf den Straßen bis in die Nacht und verzauberten die Altstadt bei südländischen Temperaturen mit dem Gefühl der neu gewonnenen Freiheit.
Mit der Re-Start-Kampagne „Schwerin kann #stadtfinden“ haben die Marketinginitiative der Wirtschaft e.V. - Region Schwerin, die Stadtmarketing Gesellschaft Schwerin, das Citymanagement und das Kulturbüro der Landeshauptstadt ein starkes Zeichen für Schwerin gesetzt. „Nach Ende des Lockdowns wollen wir nun wieder gemeinsam Lust auf eine lebendige und erlebbare Stadt machen, die zum Entdecken, Verweilen und Genießen einlädt“, verkündete Oberbürgermeister Rico Badenschier voller Vorfreude.
Möglichst viele Kunst- und Kulturpräsentationen sollen so wie im Juni bis in den Herbst stattfinden und einen Erlebnisrahmen für Einheimische und Urlauber bieten. Schon am ersten Wochenende tanzten Stadtbesucher auf den Straßen und ließen ihren Gefühlen freien Lauf. In vielen Läden und Gaststätten sah es da teilweise verhaltener aus. Unsicherheiten, ob vor Ort getestet wird oder eine Reservierung erforderlich ist, sind bei den Besuchern immer noch präsent. Auch die Öffnungszeiten haben sich verschoben und so stand der eine oder andere vor verschlossener Tür. Die neu gewonnene Freiheit muss sich erst wieder einlaufen.
Holger Herrmann
Gasthaus „Zur guten Quelle“ sprudelt wieder
„Es fühlt sich großartig an, wieder Gäste zu empfangen und in unserem Gasthaus zu bewirten. Mehr als sieben Monate waren wir zwangsgeschlossen und unsere Mitarbeiter zu Hause oder in Kurzarbeit“, sagt Gastwirt Matthias Theiner (Foto) „Die Nachricht, wieder öffnen zu dürfen, war für uns wie ein Neustart. Denn schließlich musste die Technik wieder hochgefahren werden, Lieferketten wurden erneut hergestellt und Bestellungen in Auftrag gegeben. Aus diesen Gründen sind wir zunächst mit einer kleinen Speisekarte gestartet und erweitern diese in den nächsten Wochen.“ Die Zeit während der Zwangsschließung habe er gut genutzt. Matthias Theiner und sein Team haben viel am Haus gemacht und zum Beispiel die Lüftungs- und Klimaanlagen in den Zimmern erneuert. „Besonders freut uns, dass nach der Öffnung wieder alle Kollegen mit an Bord sind. Nun hoffen wir auf viele Touristen, die als Gäste zu uns kommen. Wir brauchen nicht nur die Tagestouristen, sondern auch die Übernachtungsgäste.“
Wenn die Insel Kaninchenwerder ruft
Rüdiger Kopplin hat viele Ideen, damit Kaninchenwerder wieder ein attraktives Naherholungsziel und eine beliebte Badeinsel mit vielen Freizeitmöglichkeiten für Schweriner und Gäste wird. Einige konnte er bereits realisieren. So hat etwa sein Shuttle- Service den Betrieb aufgenommen. „Wer auf die Insel möchte, klingelt einfach kurz bei mir durch“, so der Inselwirt. Zu erreichen ist er unter der 0171 703 81 59. Auf der Insel besteht die Möglichkeit, Gasträume im Haupthaus für Familien- und Firmenfeiern zu nutzen – für Hochzeiten, Jubiläen oder Geburtstage. Wer Interesse hat, meldet sich ebenfalls telefonisch oder per E-Mail an kopplin@freenet.de. Auch Naturerkundungen gemeinsam mit dem NABU werden schon fleißig genutzt. Demnächst erwartet Rüdiger Kopplin noch die Gewerbegenehmigung für die offene Gastronomie. Schließlich sollen auch spontane Gäste beköstigt werden. Bis Ende Juli, spätestens aber zum Insel- und Strandfest (Foto), soll es soweit sein. Die Türen des Toilettenhauses stehen den Inselbesuchern aber schon jetzt offen.
Vorhang auf für Neues in Kino und Theater
Die Schlossfestspiele finden statt. Auf dem Alten Garten werden durch das Hygienekonzept 600 statt 2.000 Zuschauer bei „Titanic“ vergeben. Jede zweite Reihe bleibt frei und zwischen dem eigenen Platz und anderen gilt ebenfalls ein Abstand von zwei leeren Stühlen. Die Gastronomie ist ebenfalls eingeschränkt. „Vieles ist zu bedenken“, so Pressesprecher Johannes Lewenberg. „Aber das Wichtigste ist: Wir dürfen spielen! Alle Gesichter bei den Vorstellungen sprechen Bände – Schwerin ist kulturhungrig und Publikum sowie Schauspieler freuen sich riesig!“ Thomas Otter (Foto), Geschäftsführer des Mega Movies Schwerin, nutzte die Zeit des zweiten Lockdowns, um sein Kino zu sanieren. Alle sechs Säle wurden renoviert, der Boden und die Bestuhlung erneuert. „Den Umbau haben wir teilweise mit eigenen Leuten gestemmt, die sonst in Kurzarbeit gegangen wären“, sagt der Kinochef. Jetzt freut er sich auf Kinohighlights wie „Fast and Furious 9“.
Schnitt für Schnitt zum neuen Lebensgefühl
Dass ein Friseurbesuch mehr ist, als nur Haareschneiden, wurde zu Zeiten des Lockdowns besonders deutlich: Vertraute Gespräche, Entspannungsmomente und ein gutes Körpergefühl – all das fehlte besonders denjenigen, die ohnehin schon stark auf ihr Zuhause begrenzt waren, so wie einige Kunden von Ronny Beloch. Als mobiler Friseur macht er seit mehr als 15 Jahren Hausbesuche. „Zu meinen Kunden gehören einige Menschen, die schwer krank sind und sich freuen, wenn der Friseur für ein Gespräch vorbeikommt – da ist das Haareschneiden fast nebensächlich“, erzählt der Friseurmeister. Auch diese Besuche waren während des Lockdowns nicht möglich. Umso mehr freut sich Ronny Beloch, dass er gemeinsam mit seinem Team den Kunden wieder Zuhause und im Salon ein neues Lebensgefühl geben darf (Foto). „Auch wir Friseure sind zu einer Community zusammengewachsen“, sagt er. „Wir geben uns gegenseitig Tipps und viele bieten Online-Weiterbildungen an.“