Wildbienen brauchen Schutz
Gemeinsam aktiv gegen das Bienensterben
Der NABU nimmt den Weltbienentag am 20. Mai zum Anlass, für den Schutz der Wildbienen zu werben. Traditionell ist der Weltbienentag ein Tag zu Ehren der Honigbiene. Dabei leben in Deutschland etwa 580 Wildbienenarten, weltweit wird die Zahl sogar auf 20.000 Arten geschätzt. „Leider stehen aktuell mehr als die Hälfte der Wildbienenarten in Deutschland auf der Roten Liste, fast ein Drittel ist vom Aussterben bedroht“, sagt Eva Rieber vom NABU Mecklenburg-Vorpommern. „Aber viele Menschen sind sich gar nicht darüber bewusst, dass Wildbienen unverzichtbare Bestäuberinsekten sind.“
Wildbienen haben sich an viele unterschiedliche Lebensräume angepasst. Zum Teil sind sie hochspezialisiert – sowohl was die Blütenpflanzen, von denen sie den Pollen brauchen, als auch ihre Nistweise angeht. „Wildbienen bauen keine Waben aus Wachs wie Honigbienen, sondern sie legen Brutzellen, je nach Art aus ganz unterschiedlichen Materialien an“, berichtet Eva Rieber. „Die Kinderzimmer der meisten Wildbienenarten werden im Boden angelegt, andere Arten nutzen Käferfraßgänge im Holz, hohle Halme, Mauerritzen oder sogar leere Schneckenhäuser wie die Zweifarbige Schneckenhausmauerbiene - ein unheimlich beeindruckendes Tier.“
Die Zweifarbige Schneckenhausmauerbiene
Diese besonders hübsche Biene mit dem lateinischen Namen Osmia bicolor nistet ausschließlich in leeren Schneckenhäusern. Ist ein geeignetes Schneckenhaus gefunden, stellt die Biene dieses mit einigem Aufwand so auf, dass die Öffnung nach schräg unten zeigt. Zunächst beklebt das Weibchen das Schneckenhaus mit grünem Pflanzenbrei, den es selbst herstellt. Ist das Schneckenhaus nach etwa einer Stunde Arbeit grün gefleckt, fängt das Bienenweibchen an, Pollen als Larvennahrung zu sammeln und in das Innere des Schneckenhauses zu tragen. Wenn dann nach einigen Stunden Sammelei genug Pollen im Schneckenhaus liegt, legt die Biene ein Ei auf den Pollenhaufen. Im Anschluss fertigt sie aus Pflanzenbrei eine Querwand hinter Ei und Pollen. Als weiteren Schutz trägt das Weibchen nun allerlei Naturmaterialien wie Stöckchen, Steinchen oder Erdklümpchen in das Schneckenhaus und zieht eine zweite Wand aus Pflanzenbrei ein. Dieser Arbeitsschritt wird mehrmals wiederholt. Ist das Schneckenhaus auf diese Weise gefüllt, wird es nun so gedreht und geschoben, dass die Öffnung direkt auf dem Boden aufliegt. Abschließend sammelt die Biene noch trockene Grashalme oder Kiefernnadeln, die sie fliegend zum Schneckenhausnest transportiert und dieses damit auf kunstvolle und aufwändige Weise bedeckt und so versteckt. „Man kann sich gut vorstellen, dass diese Biene länger als einen Tag mit dem Bau nur eines einzigen Nests beschäftigt ist. In ihrem höchstens achtwöchigen Leben wird die Biene also nicht viele Nester anlegen können“, sagt Eva Rieber.
„Die besonderen Spezialisierungen z. B. auf eine besondere Nistweise oder auf wenige Pflanzenarten machen viele Wildbienenarten extrem anfällig gegenüber Umweltveränderungen. Verschwinden diese Pflanzen durch zu intensive Landwirtschaft oder kommen durch zu frühe Mahd und sterile Vorgärten nicht zur Blüte, verschwindet mit der Pflanze auch die Wildbiene, meist unbemerkt.“ Die gute Nachricht: „Gegen das Bienensterben können wir etwas tun, zum Beispiel durch insektenfreundliche Landwirtschaft und naturnahes Gärtnern“, sagt Eva Rieber.
Wildbienenparadiese im Garten schaffen
Weil Wildbienen unter Futtermangel und fehlenden Lebensräumen leiden, haben viele Menschen begonnen, sie direkt im eigenen Garten durch bienenfreundliche Pflanzen, Wildblütenstreifen und Insektenhotels zu unterstützen. „Eine wertvolle Unterstützung für Wildbienen ist es allein schon, den Rasen seltener zu mähen, so dass Löwenzahn, Weißklee, Gänseblümchen, Ehrenpreis und was sonst noch alles zwischen den Gräsern wächst, zum Blühen kommt“, erklärt Eva Rieber. „Löwenzahn und Weißklee sind übrigens zwei Pflanzen, auf die richtig viele Wildbienenarten „fliegen“ und daher äußerst wertvoll.“ Wilde Ecken im Garten zu akzeptieren oder sogenannte Unkräuter wie Wilde Möhre, Disteln oder Wegwarte auch mal wachsen zu lassen oder Pflanzenstängel den Winter über als Überwinterungsquartier und Brutplatz stehen zu lassen, sind ebenso wertvolle Beiträge zum Artenschutz – nicht nur für Wildbienen.
Wer Nisthilfen für Wildbienen selber bauen oder kaufen möchte, sollte sich vorab gut informieren, denn dabei gilt es einiges zu beachten. Tipps und Informationsmaterialien gibt es u.a. in der Naturschutzstation des NABU MV in Schwerin oder online unter www.nabu-mv.de.
Für Rückfragen:
Eva Rieber
NABU-Naturschutzstation Schwerin
Tel.: (0385) 477 33 744
E-Mail: eva.rieber@nabu-mv.de
NABU/M. Heberer