Schneller durch die City
Mittlerer Ring sollte den Verkehr durch Schwerin leiten
Schwerin • Was wäre eine Stadt ohne funktionierende Infrastruktur? Quälend lange Autofahrten, schlechte Anbindungen im Nahverkehr und fehlende Zulieferung für Gastronomie und Handel wären die Folge. In Schwerin machte sich vor allem der enorme Anstieg des Verkehrsaufkommens nach dem Mauerfall bemerkbar. Waren im DDR-Gebiet Ende der 80er-Jahre noch etwa 3,2 Millionen Automobile zugelassen, stieg die Zahl zu Beginn der 90er-Jahre auf mehr als das Doppelte an. Das führte dazu, dass Asphaltdecken verbessert und das Straßennetz weiter ausgebaut wurde, um dem gesteigerten Verkehrsaufkommen gerecht zu werden. Darum erarbeitete die Landeshauptstadt ein Konzept, das als ein zentrales Element den neuen „Mittleren Ring“ mit einbeziehen sollte.
Im Mai 1993 hatte die Schweriner Stadtvertretung Leitlinien für ein Gesamtverkehrskonzept beschlossen. Wie der Name bereits verrät, bezog dieses die Straßenführung und das Verkehrsaufkommen in der kompletten Stadt mit ein. In die Planung wurden Faktoren wie Zufahrtswege, Belastungen für Natur und Umwelt ebenso wie gestalterische und architektonische Elemente mit einbezogen. Ziel war es, unter Betrachtung aller Aspekte, eine durchdachte und nachhaltige Verkehrsführung für Schwerin zu entwickeln. Insbesondere das Hauptstraßennetz wollten die Stadtplaner weiter ausbauen und verbessern. So entstand unter anderem die Idee zum „Mittleren Ring“.
Dieser sollte der Entlastung des Obotritenrings dienen, über den sich ein Großteil des innerstädtischen Verkehrs bewegte. Angedacht war eine vierspurige Straße, die im Norden an die Wismarsche Straße, Ecke Möwenburgstraße ansetzen sollte. Am Medeweger See vorbei hätte sie durch die Weststadt geführt, um unterhalb des Alten Friedhofs auf die Kreuzung des Obotritenring mit der Rogahner Straße und dem Ostorfer Ufer zu treffen (siehe Grafik).
Nach ausgiebigen Prüfungen wurde das Gesamtverkehrskonzept am 3. April 1998 durch die Stadtvertretung beschlossen. Den Mittlere Ring verwarfen die Stadtplaner als Teilprojekt jedoch aus guten Gründen. Zwar hätte die Straße zur gewünschten Entlastung geführt, jedoch andere Probleme nach sich gezogen. So wäre ein kostenintensiver und teilweise kaum möglicher Ausbau weiterer Verbindungsstraßen notwendig geworden. Daneben hätte die angedachte Straßenführung durch die Park- und Wiesenlandschaft am Medeweger See und entlang des Lankower Sees eine enorme Veränderung des Naturgebietes mit sich gebracht.
Die nahegelegenen Oasen für Spaziergänger, Radfahrer und Ruhesuchende hätten sich in laute Verkehrsflächen verwandelt. Auch eine Entlastung im Süden Schwerins hätte der Mittlere Ring nicht leisten können. Darum wurde im Endeffekt dem Ausbau des Äußeren Rings, besser bekannt als Umgehungsstraße, der Vorzug gegeben und eine wesentlich verbesserte Verkehrssituation geschaffen.
Reica Lindner