Von Hundert auf Null gebremst
In der Pandemie sollten Anzeichen für eine lähmende Langeweile ernst genommen werden
Schwerin • Während es in vielen Berufen des Gesundheitswesens mehr Stress als vor Corona gab, mussten vor allem Gastwirte, Künstler und andere Selbstständige plötzlich von Hundert auf Null runterfahren. Das kann die Gefahr eines sogenannten Boreouts mit sich bringen.
Wenig zu tun zu haben klingt erst einmal nicht wie ein ernsthaftes Problem. Doch für die Betroffenen ist es mehr als das. „Boreout wird oft als Erschöpfungszustand beschrieben, der durch Unterforderung oder Langeweile hervorgerufen wird. Ein Mensch möchte aktiv sein, seine Begabungen zur Anwendung bringen, gute Kontakte am Arbeitsplatz haben und vor allem wissen und erleben, dass die Arbeit Sinn macht“, so Professor Andreas Broocks, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie in den Helios Kliniken Schwerin.
Symptome und Hilfen bei Boreout
Ein Boreout äußert sich vor allem in körperlicher und psychischer Erschöpfung, obwohl auf den ersten Blick kein Grund dafür besteht. Die üblichen Verdächtigen wie Stress, zu kurze Tage und körperliche Auslastung sind nicht vorhanden. Einige Betroffene leiden unter Magenbeschwerden, Kopfschmerzen und Schwindel oder Tinnitus. Sie haben häufiger Erkältungen und andere Infekte. Auch psychische Probleme wie Schlafstörungen oder Depressionen können auftreten.
Grundsätzlich wichtig ist, sich mit der Problematik zu beschäftigten. Dann geht es um ganz konkrete Veränderungen der Arbeitssituation. Da braucht es häufig eine Portion Mut für den ersten Schritt, aber es lohnt sich. Unter Umständen kann dies auch bedeuten, sich einen neuen Job zu suchen. Ein regelmäßiges und ausreichend intensives körperliches Training trägt maßgeblich dazu bei, sich wieder wohler in seiner Haut und auch insgesamt belast- barer zu fühlen.
Patrick Hoppe