Ohne Worte kommunizieren

Die Beziehung zwischen Pflegekräften und Patienten ist stets eine ganz besondere

Auch wenn das Sprechen nicht mehr funktioniert, ist die Bindung zwischen den Pflegefachkräften und den Patienten im Bereich Wachkoma und Beatmung nicht weniger intensiv.
V.l.: Eingespieltes Team: Katharina Fesner und Heidemarie Nuss, Fotos: Sozius, Augustenstift

Schwerin • Auch wenn das Sprechen nicht mehr funktioniert, ist die Bindung zwischen den Pflegefachkräften und den Patienten im Bereich Wachkoma und Beatmung nicht weniger intensiv. Sie ist einfach nur anders. Pflegefachkraft Katharina Fesner macht seit 13 Jahren diese besondere Erfahrung im Haus „Am Grünen Tal“.

Ihr Wunsch, im Fachpflegebereich Wachkoma und Beatmung zu arbeiten, ist im Praktikum während der Ausbildung entstanden. Zuerst war der Schwerstpflegebereich eine Überwindung für Katharina Fesner. Doch das tolle Team und die ausgiebige Zeit, die sie hier durch gute personelle Besetzung für die Patienten hat, haben sie überzeugt – Zeit, um die Patienten zu beobachten, sie lesen zu lernen und auf ihre Wünsche einzugehen. „Sicherlich ist es schon anders, ob ich mich mit den Patienten unterhalten kann oder nicht. Aber ich würde nicht sagen, dass ich zu jemandem, der mit mir sprechen kann, unbedingt eine engere Bindung aufbaue als zu jemandem, der nicht mit mir spricht“, berichtet Katharina Fesner aus ihrer eigenen Erfahrung.

Sie lernt jeden einzelnen Patienten sehr gut kennen und hat den einen oder anderen Liebling unter ihnen. „Also irgendwie habe ich es doch eher immer mit den Älteren, muss ich ganz ehrlich sagen. Die verbinde ich mit meinem Opa“, sagt Katharina Fesner mit einem Lächeln im Gesicht. Insgesamt 27 Plätze gibt es im Fachpflegebereich für Wachkoma und Beatmung.

Die Patienten sind mit schweren Schädelhirnschädigungen und Schädigungen am Zentral- nervensystem hergekommen und entsprechend pflegebedürftig. Die Zuständigkeiten für die jeweiligen Bewohner variieren reihum, ansonsten sind die Arbeitstage relativ fest strukturiert. „Wir haben hier unsere festen Zeiten. Wenn ich meine Schicht beginne, mache ich mit meinen Kollegen erstmal eine Übergabe. Dann verteilen wir die Medikamente und lagern die Patienten. Wenn die nächsten Kollegen kommen, waschen wir die Patienten und mobilisieren sie. Dann gibt es Frühstück und wir machen die Mittagsrunde. Danach lagern wir die Patienten erneut und sie kommen zurück in die Betten.“

Wenn sich die Patienten nicht bemerkbar machen, kann Katharina Fesner davon ausgehen, dass es ihnen gut geht. Ansonsten bekommt sie entsprechendes Feedback: „Es kommt ganz auf den Patienten an. Wenn ihm etwas nicht gefällt, dann kneift er zum Beispiel die Augen zusammen oder er dreht das Gesicht weg.“ Und selten passiert es im Haus „Am Grünen Tal“ sogar, dass Patienten aus ihrem Koma erwachen und wieder anfangen, zu sprechen. „Also da bekommt man schon Gänsehaut“, erinnert sich Katharina Fesner an einen Fall. Vor allem Empathie wird im Haus „Am Grünen Tal“ großgeschrieben und die bringt Katharina Fesner definitiv mit.

Wer neugierig geworden ist und sich selbst für eine Stelle als Pflegefachkraft im Bereich Wachkoma und Beatmung interessiert, braucht erst einmal nur eine Ausbildung als Pflegefachkraft. Alles Weitere lernen die Mitarbeiter dann vor Ort und in Fortbildungen, wie zum Beispiel zur Fachkraft zur außerklinischen Beatmung. Interessenten melden sich am besten bei Bastian Bagemühl – telefonisch unter (0385) 30 30 860 oder per E-Mail an personal@nfm-schwerin.de. Die Mitarbeiter und Patienten im Haus „Am Grünen Tal“ freuen sich über neue Gesichter und gemeinsame Geschichten.

Sophia Vortmann