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Nikzad Majidi aus Teheran plant eine Ausbildung bei TV Schwerin

Kameramann Robert Waßmann weist Nikzad Majidi ins Filmen ein
Kameramann Robert Waßmann weist Nikzad Majidi ins Filmen ein, Foto: TV Schwerin

Schwerin • Vor vier Jahren kam der heute 23-jährige Nikzad Majidi aus dem Iran nach Deutschland. Die Herausforderungen für ihn waren besonders am Anfang groß. Ebenso groß sind mittlerweile die Perspektiven für den engagierten und hilfsbereiten jungen Mann. Bei TV Schwerin überzeugt er mit seinem Wissendurst – aber auch mit selbstgemachten persischen Köstlichkeiten, wie der typischen Linsensuppe.

Nikzad Majidi ist 19, als er im Frühjahr 2017 nach Deutschland einreist. Der aus der iranischen Hauptstadt Teheran stammende junge Mann war nur wenige Monate zuvor vom Islam zum Christentum konvertiert. Im Iran drohen christlichen Konvertiten Verfolgung und Strafen durch das islamische Mullah-Regime. Deshalb konnte Nikzad seine Religion nur im Verborgenen ausüben und durfte im Gegensatz zu dort geborenen Christen keine Kirche besuchen.

Er traf sich daher heimlich mit anderen Konvertiten in Privatwohnungen und bildete mit ihnen eine eigene kleine Gemeinde. Zudem schrieb der junge Mann Rap-Songs, die das politische System kritisieren und die der Regierung missfallen. Weil er sich in Teheran zunehmend unsicher fühlte, entschied sich Nikzad im Frühjahr 2017, über die Türkei nach Deutschland zu fliehen – denn dort herrscht, zumindest laut Gesetz, Religions- und Meinungsfreiheit.

Nach verschiedenen Stationen wohnt der 23-Jährige seit 2019 in Schwerin-Lankow. In Teheran hatte Nikzad bereits sein Abitur gemacht, in Deutschland wird dieses jedoch nur als Mittlere Reife anerkannt. Nach dem Besuch zahlreicher Deutschkurse wurde der gebürtige Iraner am Gymnasium Fredericianum in die 11. Klasse eingestuft. Dort fühlte er sich sehr wohl und wurde von Lehrern wie Mitschülern unterstützt. Doch Corona machte seinem Plan, dort das deutsche Abitur zu machen, einen Strich durch die Rechnung.

Denn Nikzad brauchte den Unterricht und auch die Hilfe seiner Lehrer in Präsenz. Das digitale Lernen war eine enorme Herausforderung für ihn. Doch der junge Mann verfolgte einen ganz konkreten Traum. Nach einem weiteren Intensivkurs in Deutsch begann er eine Weiterbildung bei der Agentur der Wirtschaft. Anschließend hatte Nikzad eine Ausbildung im Medienbereich im Sinn. Und da kommt TV Schwerin ins Spiel. Seit Anfang März absolviert der 23-Jährige dort eine Einstiegsqualifizierung. „Ich schätze hier besonders den Teamspirit und die Geduld der Kollegen“, betont der gebürtige Teheraner.

In seiner Freizeit arbeitet Nikzad an einem Musik-Projekt namens Amanoueil, dessen sieben Mitwirkende sowohl in Deutschland als auch im Iran zu Hause sind. Für sein Hobby hat der junge Mann eigens ein professionelles Home-Studio eingerichtet. In diesem Jahr soll das erste Album erscheinen, das aus Rap- Musik besteht. In seiner alten Heimat wäre das so nicht möglich gewesen.

In Deutschland hatte der 23-Jährige hingegen schon Auftritte. Langfristig plant ­Nikzad, sein fachliches Wissen für seinen großen Traum einzusetzen. „Neben der Musik möchte ich auch selbst meine Videos produzieren und schneiden.“ Nach der Einstiegsqualifizierung plant der gebürtige Iraner eine Ausbildung bei TV Schwerin als Mediengestalter, denn dort fühlt er sich bestens aufgehoben.

Katharina Schaper