Anlaufstelle für Touristen
Der Ideenwettbewerb um das Welcome Center Schwerin
Altstadt • Es ist das Jahr 2000: Viele Menschen sind euphorisch, ein neues Jahrtausend ist angebrochen. Es ist eine Zeit der Aufbruchsstimmung und neuen Möglichkeiten. In Schwerin gibt es viele Pläne zur Modernisierung der Stadt, große Center entstehen in der City, die Planungen für die BUGA werden immer konkreter und gleichzeitig entdecken mehr und mehr Touristen die Landeshauptstadt für sich. Auch von der Europäischen Union wird dies gefördert. Mit einem besonderen Programm wollte sie die Entwicklung des Ostseeraums als Urlaubsregion weiter voranbringen. Die Frage war: Was kann eine „herzogliche“ Stadt wie Schwerin modernen Urlaubern noch zusätzlich bieten? „Exklusivität und Service“, war die verheißungsvolle Antwort darauf – umzusetzen in Form des Baltic Welcome Centres.
Beim Versuch, die Idee hinter diesem Gebäudekomplex mit einem Wort zu beschreiben, wäre „Touristeninformation“ ein naheliegender Begriff. Doch das Welcome Center sollte mehr sein als eine einfache Anlaufstelle für Ausflügler. Angedacht war ein modernes und architektonisch ansprechendes Gebäude, das auf der einen Seite den ankommenden Urlaubern als zentraler Empfangsort dient. Dort sollten sie alle Informationen erhalten, Veranstaltungserlebnisse geboten und einen ersten guten Eindruck von der Landeshauptstadt bekommen. Auf der anderen Seite sollte es auch für die Stadt und die in Schwerin lebenden Menschen eine Servicelücke füllen.
Darum lobte die WGS in den Jahren 2000/2001 einen Ideenwettbewerb aus. Mit Unterstützung des Förderprogramms der EU und der Stadt Schwerin wollte die Wohnungsgesellschaft zur Realisierung des Centers beitragen. Insgesamt 130 Architekturbüros reichten ihre Ideen ein, wie sie das Gelände an der Ecke Werderstraße/Grüne Straße gestalten würden. 17 von ihnen durften ihre Entwürfe den Schwerinern in einer Ausstellung präsentieren. Den ersten Platz machte das Modell von dem Architekturbüro Schmidt-Schicketanz und Partner aus München.
Das Besondere an dem Entwurf war vor allem die Öffnung des Gebäudes hin zum Schweriner See. Die Bucht sollte bis in das Gelände hineinreichend verlängert werden und das Gebäude um die neue Wasserfläche herum gestaltet. Dafür wollten die Architekten ein Teilstück der Werderstraße über die Wasserfläche hinweg auf Stelzen stellen lassen. Optik und Funktionalität gingen bei dem Entwurf Hand in Hand: Im Erdgeschoss sollten eine Vielzahl von Läden zum Bummeln einladen.
Die Entspannung danach versprachen ein Restaurant und ein Café mit exklusivem Blick auf die Wasserfront und ruhigen Sitzplätzen auf dem Hinterhof. Als touristisches Herzstück des Centers waren ein verglaster Loungebereich und die Touristeninformation auf der dreieckigen Fläche des Innenhofs geplant. In den Etagen darüber wäre ausreichend Raum für Arztpraxen, ein Fitnessstudio, Büroflächen und Tagungsräume gewesen. Leider kam es nicht zu der Umsetzung. Doch, wer weiß, vielleicht wird diese Idee noch einmal in ähnlicher Form aufgegriffen. An Imposanz hat sie nach wie vor nicht verloren.
Reica Lindner