Rap geht auch anders
Tobias Walter alias MOWIS setzt auf Freundschaft und echte Werte
Schwerin • Wo andere Künstler durch Corona ausgebremst wurden, kam Tobias Walter als Musiker erst in Fahrt: „Als die Pandemie begann, hatte ich plötzlich viel mehr Zeit“, erzählt der 20-jährige Student. „Zuvor habe ich Gedichte für meine Freundin geschrieben. Jetzt dachte ich, ich könnte doch ein ganzes Lied produzieren und ein Musikvideo aufnehmen.“
Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen. Tobias Walter alias MOWIS ist seit rund zwei Monaten mit „Scheinwelt“ auf Youtube und Spotify zu finden. „Textlich habe ich mich etwas von dem wegentwickelt, was meine Freundin von mir zu lesen bekommt“, sagt der junge Schweriner und grinst. Von Liebe also singt er nichts, aber von Freundschaft, echten Werten und Zielen. „Wenn man sich Rapper anhört, dann geht es um Geld, Frauen, dicke Autos und Drogen. Das muss doch auch anders gehen!“, findet der 20-Jährige und verpackt in seinem Sprechgesang das normale Leben mit Volkswagen statt Maserati und schmalem Portemonnaie statt Dollarflut.
In seinem Lied heißt es: „Denn ich hab‘ Träume, lebe noch im Hier und Jetzt. Und ich hab‘ Freunde und werd von ihnen wertgeschätzt.“ Diese Freunde kann Tobias Walter an einer Hand abzählen, obwohl er viele Kontakte hat und mit allen gut auskommt. „Freundschaft ist mehr. Jeder fühlt sofort wieder den direkten Draht, ganz gleich, ob man derzeit räumlich getrennt ist oder länger nichts mehr voneinander gehört hat“, findet der Student.
Lose Kumpel hat er im Volleyballverein, die er seit rund einem Jahr auch nicht mehr gesehen hat. Es gibt kein gemeinsames Training, Fitnesseinheiten finden eher einzeln statt. „Corona ist lästig, aber was will man machen?“, sagt Tobias Walter und zuckt ergeben mit den Schultern. „Wäre schön, wenn sich jeder an die Beschränkungen halten würde – ich bin sicher, dass wir dann auch alle wieder schneller zusammenkommen könnten.“
Einer seiner regelmäßigen Kontakte und besten Freunde ist Rino Stancack. Die beiden kennen sich schon seit der Grundschule und studieren inzwischen zusammen in Güstrow. Das Musikvideo zu „Scheinwelt“ haben sie gemeinsam produziert, Rino als Videograf. Zwei Drehtage lang haben sie im Januar miteinander gefroren, knapp zwei Wochen später war das Video fertig geschnitten. Rino beschreibt seinen Freund so: „Wenn Tobias etwas sagt, dann zählt sein Wort. Er ist lässig, aber zieht durch, was er sich vornimmt.“ Eine treffende Beschreibung, denn Tobias Walter macht viel und wirkt dabei absolut bescheiden. Dass er modelt und zum Beispiel in der Marienplatzgalerie für Kressmann auf dem Laufsteg stand (Foto u.r.), tut dieser Entspanntheit keinen Abbruch. „Das kam einfach so. Ich hab das gesehen, fand es interessant, habe mich durchgefragt und jetzt führe ich manchmal Mode vor“, sagt er im selben Tonfall, mit dem er beschreibt, wie er mit Kumpel Rino abhängt oder mit dem Rad zur Uni fährt.
Diese Bodenständigkeit will sich MOWIS auch in zukünftigen Rap-Songs erhalten. Eine Idee gibt es schon: „Ich bin ein 2000er-Kind, also will ich einen Rückblick machen und erzählen, was damals so in war und wie ich was in meiner Kindheit erlebt habe“, sagt der 20-Jährige. Das Stück soll melodiöser werden als das aktuelle Lied, aber greift textlich wieder von der Kehrseite üblicher Rapper her an: „Die jammern oft rum, dass sie es als Kind schwer hatten, auch wenn das gar nicht stimmt – nur, um einem Image zu entsprechen“, erläutert er. „Das würde ich nie machen. Ich hatte eine schöne Kindheit und davon will ich erzählen. Rap muss nicht nur in eine Nische passen.“
Noch feilt der junge Hobby-Musiker am Versmaß und den Reimen, dann geht es wieder ins Tonstudio und schließlich mit Freund Rino Stancack in die Videoproduktion. „Berühmt zu werden – da sage ich nicht Nein“, lacht Tobias Walter. Aber das steht für ihn nicht im Vordergrund, schließlich singt er: „Freunde, Liebe, Träume, Ziele – darum geht es und nicht, wieviel ich verdiene. Wenn Du etwas wirklich willst, dann musst Du alles geben. Also lebe deinen Traum und träume nicht vom Leben!“
maxpress/Janine Pleger