Mit gemischten Gefühlen

Der Unternehmerverband sieht das geplante Logistikzentrum von Amazon positiv und kritisch zugleich

Der geplante Amazon-Standort am Rande von Schwerin sorgte bereits in den vergangenen Wochen für viel Gesprächsstoff.
„Zu oft hat die Stadt Schwerin in der Vergangenheit nur große Unternehmen unterstützt und zu wenig für bereits ansässige Unternehmen und den innerstädtischen Einzelhändler getan“, sagt Matthias Kunze, Foto: UNV

Schwerin • Der geplante Amazon-Standort am Rande von Schwerin sorgte bereits in den vergangenen Wochen für viel Gesprächsstoff. Der Unternehmerverband erkennt darin die Ängste der innerstädtischen Gewerbetreibenden, Arbeitgeberverbände und Arbeitnehmervertreter in dieser schwierigen Zeit.

Der Verband steht dem Vorhaben positiv, aber auch kritisch gegenüber. Er spricht sich gegen eine Vorverurteilung der Ansiedlung aus, da diese als sehr wichtig für den Wirtschaftsstandort Schwerin angesehen wird: Es werden Arbeitsplätze geschaffen, die in der Mehrzahl keiner formellen Ausbildung bedürfen und als Alternative zu aktuell wegbrechenden Jobs dringend benötigt werden.

Daneben bietet die Ansiedlung die Chance von Zusammenarbeit oder Folgeaufträge für ortsansässige Firmen. Das Gewerbegebiet in den Göhrener Tannen braucht dringend Zuwachs und einen Globalplayer wie Amazon als Prestigeträger für den Wirtschaftsstandort Schwerin. Bei gerechter Besteuerung kann die Stadt mittelfristig mit Einnahmen rechnen, welche zum Erhalt einer attraktiven Innenstadt eingesetzt werden könnten. „Ein ,Nein‘ der Stadt Schwerin hätte Amazon sowieso nicht davon abgehalten, in unmittelbarer Nähe ein Logistikzentrum zu errichten“, sagt Matthias Kunze, Regionalleiter Schwerin des Unternehmerverbands.

Dennoch fordern sie als Verband von Politik und Verwaltung ein transparentes Verfahren für die Planung, Ausführung und etwaige Förderungen: „Zu oft hat die Stadt Schwerin in der Vergangenheit nur große Unternehmen unterstützt und zu wenig für bereits ansässige Unternehmen und den innerstädtischen Einzelhändler getan“, sagt Matthias Kunze. „Ein Umdenken ist daher gefordert: Auflagen und bürokratische Bestimmungen für ansässige Unternehmen müssen dringend den aktuellen Gegebenheiten angepasst werden.

Der US-Versandhändler sollte beim Wort genommen werden, wenn er ,ein guter Nachbar‘ sein möchte, und zum Beispiel Initiativen zum Erhalt des stationären Einzelhandels unterstützen. Wirtschaftsförderung heißt, Ansiedlungen, aber auch den Bestand an Unternehmen, mindestens gleichermaßen im Auge zu haben.“

maxpress/rl