Aktive Bewegung trotz Lähmung

Computergesteuerte Orthese gibt Marion Werner mehr Sicherheit und ermöglicht ihr das Treppensteigen

In einem Kontrolltermin überprüft Maik Bartholdt die C-Brace® Orthese von Marion Werner
In einem Kontrolltermin überprüft Maik Bartholdt die C-Brace® Orthese von Marion Werner, Fotos: maxpress, ORMED

Schwerin • „Vor zehn Jahren erlitt ich einen Schlaganfall und bin seitdem halbseitig gelähmt“, erzählt Marion Werner. „Das Gehen fiel mir seitdem sehr schwer.“ Bis vor kurzem traute sich die 57-Jährige kaum, Treppen zu steigen. Doch seit vier Monaten trägt sie eine besondere Orthese, die ihr das Sanitätshaus STOLLE ermöglichte: C-Brace besitzt einen kleinen Minicomputer und hilft der Patientin sanft und sicher auf die Beine.

„Bei der Patientin ist nicht nur die Fußheberfunktion beeinträchtigt, sondern auch der Quadrizepsmuskel im linken Oberschenkel gelähmt. Dieser Muskel ist für die Sicherung des Knies zuständig, also für ein kontrolliertes Strecken und Beugen“, erklärt Maik Bartholdt, Orthopädie-Techniker- Meister bei STOLLE.

Durch die Lähmung könne die Beugung des Knies jedoch nicht gebremst werden. „Ich bin oft weggeknickt. Das hat mich doll verunsichert. Jahrelang habe ich außerdem eine falsche Schiene getragen und irgendwann sogar Schmerzen bekommen – bis ich auf STOLLE aufmerksam geworden bin“, berichtet Marion Werner.

Dafür nahm sie sogar die längere Fahrt von Dömitz in Kauf. In Schwerin kümmerte sich Maik Bartholdt um eine alternative Versorgung für seine Patientin. Der Vorteil: Das Sanitätshaus STOLLE ist als einziger Hilfsmittelversorger in Norddeutschland zertifiziert, das innovative C-Brace® Orthesensystem von Ottobock anzubieten.

C-Brace® ist die weltweit einzige stand- und schwungphasenkontrollierte Orthese. Knapp oberhalb des Knies befindet sich ein kleiner Mikroprozessor (Foto unten). Diesen hat Maik Bartholdt mit Hilfe einer App zunächst auf die individuellen Werte von Marion Werner programmiert. Über Sensoren registriert das Gelenk 100 Mal pro Sekunde, welche Bewegung wie schnell gerade ausgeführt wird. Diese Informationen werden in Echtzeit an den Mikroprozessor weitergegeben, der die notwendige Unterstützung regelt – und damit den gesamten Gangzyklus.

Wird das Bein zum Beispiel nach vorn geschwungen, nimmt die Dämpfung ab. Steht der Patient, steigt sie so, dass eine leicht gebeugte Haltung möglich ist.

C-Brace ® verhilft damit zu einem annähernd natürlichen Gangbild. Außerdem ist der Bewegungsspielraum sehr viel größer und Patienten benötigen beim Gehen weniger Kraft. Nach einigen Test durch den Orthopädie- Techniker-Meister war bald klar: Auch für Marion Werner kommt so eine C-Brace® Orthese infrage.

„Ich bin noch am Üben. Aber endlich stellen Treppensteigen oder Laufen in unebenem Gelände keine großen Herausforderungen mehr da“, freut sie sich. „Es macht wieder Spaß, rauszugehen. Jetzt habe ich mir sogar eine Uhr zugelegt, mit der ich meine Schritte zählen kann. Und mein großes Ziel ist es, mal wieder in die Berge zu fahren, zum Beispiel in die Sächsische Schweiz“, schwärmt sie.

ml