Eine Zeit des vollen Einsatzes

Schwere Wochen und Monate liegen hinter den Einrichtungen der Altenhilfe im Netzwerk für Menschen

Turbulente Wochen liegen hinter dem Augustenstift. Den Blumen von Elfriede Berger und auch ihr selbst geht es nach überstandener Quarantäne weiterhin gut
Turbulente Wochen liegen hinter dem Augustenstift. Den Blumen von Elfriede Berger und auch ihr selbst geht es nach überstandener Quarantäne weiterhin gut, Foto: Sozius

Schwerin • Jeden Morgen um 9 Uhr läutet Elfriede Berger die Zimmerglocke. Eine Pflegerin macht sich daraufhin auf den Weg zu ihr und fragt, wie sie helfen kann. „Die Blumen müssen jetzt wirklich gegossen werden!“, sagt die Seniorin in bestimmtem Ton. Jeden Tag wiederholt sich diese Situation, jeden Tag lächelt die Pflegerin, nimmt die Gießkanne und träufelt vorsichtig ein paar Tropfen Wasser in jeden Topf.

Elfriede Berger ist über 90 Jahre alt. Sie war fast ihr ganzes Leben lang im Augustenstift, hat früher dort gearbeitet und verbringt nun dort ihren Lebensabend. Dass sich das Augustenstift zwischenzeitlich in einer Ausnahmesituation befand und Elfriede Berger selbst in Quarantäne war, davon hat sie nichts mitbekommen. Ihr war wichtig, dass es den Blumen gut geht – so wie sie sich stets um die Blumen gekümmert hat. Es sind Kleinigkeiten, die die Welt bedeuten. Und es ist nur eine Geschichte von vielen, wie sie sich jeden Tag in den Einrichtungen der Altenhilfe im Netzwerk für Menschen abspielt. Es ist eine Geschichte, die für Beständigkeit steht und zeigt, wie wichtig die kleinen Dinge im Leben jedes Einzelnen sind – gerade in Zeiten, in denen nichts beständig scheint.

Einschränkungen gut gemeistert

Das Augustenstift war wie viele andere Einrichtungen der Altenhilfe in ganz Schwerin von der Pandemie betroffen. Über Wochen hinweg standen zwei ganze Wohnbereiche unter Quarantäne. Die Bewohner konnten zu Weihnachten und Silvester keinen Besuch ihrer Angehörigen empfangen – eine schwere Zeit für alle, die trotzdem gut gemeistert wurde. „Die allermeisten Bewohner waren wirklich sehr verständnisvoll. Auch die Angehörigen haben diese Ausnahmesituation gut begleitet. Nur zu wenigen konnten wir nicht durchdringen. Das lag aber meistens an einer Vorerkrankung wie einer Demenz. Diese Menschen mussten wir wiederholt daran erinnern, dass sie in ihren Zimmern bleiben müssen. Das war schon kräftezehrend“, berichtet Katrin Wenghöfer, Pflegedienstleiterin des Augustenstift zu Schwerin.

Von den massiven Einschränkungen für die Bewohner und deren Angehörige abgesehen, hatten wohl die Pflegekräfte und Kollegen im Augustenstift zu Schwerin die größten Belastungen durchzustehen: Doppelschichten, kaum freie Tage, täglich geänderte Dienstpläne, Arbeiten in Vollschutzausrüstung, dauerndes Umziehen und Desinfizieren.

Belastungen über jede Grenze hinaus

„Was wir in dieser Zeit von unseren Kollegen verlangen mussten, um die Versorgung der Bewohner sicherzustellen, ist wirklich unvorstellbar. Aber wir hatten keine Wahl“, sagt Katrin Wenghöfer mit ernster Miene. Umso wertschätzender sieht sie das große Engagement der Kollegen. „Hier sind wirklich alle über sich hinausgewachsen! Sie haben geschuftet, haben Lösungen für Probleme gefunden. Dafür bin ich allen unglaublich dankbar!“, fasst die Pflegedienstleiterin die zurückliegenden Wochen zusammen. „Aber nochmal brauchen wir eine solche Situation wirklich nicht!“

Das Augustenstift steht stellvertretend für alle Einrichtungen im Netzwerk für Menschen, in denen bis zum heutigen Tag Herausragendes geleistet wurde. „Jedem einzelnen Mitarbeiter, der in diesen Wochen und noch derzeit alles gegeben hat und gibt, damit es den Bewohnern gut geht und sie gut versorgt sind, gilt mein ausdrücklicher Dank und tiefster Respekt“, so Frank-Holger Blümel, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer im Netzwerk für Menschen.

NfM/fh