Gesamtkunstwerk Stadt

Schwerins ursprüngliche Pläne zur BUGA 2009

Die BUGA 2009 sollte ein Fest für alle Sinne werden
Die BUGA 2009 sollte ein Fest für alle Sinne werden, (Fotos l.), Entwurf der SCHWERINline (Grafik r.), Fotos und Grafik: LHS

Schwerin • Es war ein Großprojekt, das Schwerins Auftritt für immer verändern sollte: die Bundesgartenschau 2009. Ziel war es, etwas Bleibendes zu schaffen, das die Stadt über die BUGA hinaus als Ganzes mit einbezieht. So gab es Pläne für einzelne Stadtteile und die Vision eines sie verbindenden Rundwegs – der SCHWERINline. Zu Fuß oder mit dem Rad sollte die Landeshauptstadt einmal komplett umrundet werden können: von Schelfwerder im Norden, über das Medeweger Land, am Landschaftspark Lankow und dem Alten Friedhof vorbei, über den Sportpark Krösnitz sowie die Gärten der Jahrhunderte an der Schlosspromenade entlang.

Schwerin sollte vor allem als Stadt am Wasser erlebbar werden. Eine durchgängige Wegeverbindung vom Schloss bis Schelfwerder hatte sich bereits vor über 150 Jahren der Schweriner Hofbaumeister Gustav Adolf Demmler in Ansätzen gedacht – inklusive Stadtstrand am Bereich „Am Werder“. Für die moderne SCHWERINline spielte der Bau einer Brücke am Stangengraben eine zentrale Rolle. Diese wollten die Architekten mit der „Schwebenden“ (siehe hauspost November 2020) schaffen. Das sich anschließende Waldgebiet Schelfwerder sollte zum Naherholungsgebiet werden, inklusive eines forstlichen Erlebnispfads, eines Beobachtungsstegs an der Werderecke, der Erschließung der historischen Schießwälle und Umgestaltung der Schießanlage zum Erlebnisbereich für Kinder und Jugendliche.

Ähnliche Pläne gab es für weitere Stadtbereiche: Auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs am Medeweger See hatten die Stadtplaner eine neue Parkanlage ersonnen. Das denkmalgeschützte Gebäude des alten Güterbahnhofs sollte ein Eisenbahnmuseum beherbergen und für die Erreichbarkeit war eine neue Bahnhaltestelle vorgesehen. Diese hätte eine direkte Verbindung zum „Landschaftspark Lankow“ gebildet. Dort sollte die Neumühler Beeke – ein Graben, der den Lankower mit dem Ostorfer See verbindet – zu einem naturnahen Fließgewässer entlang der SCHWERINline ausgebaut werden. Für die Flächen am Neumühler See war biologische Landwirtschaft angedacht und durch eine neue Brücke mitten über den Lankower See wären an der schmalsten Stelle Neumühle und die Weststadt verbunden worden.

Da die Altstadt viele begrünte Innenhöfe bietet, hofften die Veranstalter, dass engagierte Schweriner ihre Tore öffnen und die Gärten Gästen zugänglich machen würden. Darüber hinaus gab die BUGA den Anstoß zur Umgestaltung von öffentlichen Plätzen wie dem Marienplatz, dem Südufer des Pfaffenteichs oder dem Schlachtermarkt. Doch was sollten die Maßnahmen kosten und woher die Gelder kommen? Der Eigenanteil der Stadt von rund 30 Millionen Euro sollte in den Jahren von 2002 bis zur BUGA mit jährlich 4,5 Millionen Euro abgetragen werden. Bei Einhaltung strenger Richtlinien dafür durften noch Fördergelder von Land, Bund und Europäischer Kommission eingeworben werden. So kam eine Investitionshöhe von rund 150 Millionen Euro zustande, die zwar nicht alle Träume wahr machen konnte, doch das Stadtbild Schwerins bis heute positiv geprägt hat.

maxpress/Reica Lindner