Alle Erzieherinnen in einem Boot

Gabriele Will über Mut und Durchhaltevermögen in der Gründungszeit der Kita gGmbH

Die ehemalige Betriebsrätin und Kita-Leiterin Gabriele Will
Die ehemalige Betriebsrätin und Kita-Leiterin Gabriele Will, Foto: Kita gGmbH

Schwerin • „Ich sehe uns noch am Fernsehturm stehen – oder auf dem Marktplatz oder den Treppen des Rathauses“, erinnert sich die ehemalige Betriebsrätin und Kita-Leiterin Gabriele Will an die letzten zwei Jahre vor der Gründung der Kita gGmbH. Bei den Versammlungen ging es um Stellenabbau, Tarifverträge und um den Mut, überhaupt einer gGmbH zuzustimmen.

Die Erzieherinnen hatten bereits harte Jahre hinter sich. Seit der Wende kamen zuerst weniger Kinder in die Einrichtungen, dadurch wurden Jahr für Jahr Mitarbeiterinnen entlassen. Die Idee, eine gGmbH zu gründen, war so genial wie gewagt, denn: Die Einrichtungen mussten dafür den sicheren Schoß der Verwaltung verlassen und sich als eigenständige Kapitalgesellschaft behaupten.

Das bedeutete zunächst erneute Ungewissheit. Doch die Mitarbeiter hatten allesamt Hoffnung und Courage. „Gemeinsam mit der Gewerkschaft haben wir gekämpft – um jeden Arbeitsplatz. Ute Evers von ver.di war eine unglaubliche Unterstützerin“, erzählt Gabriele Will und lobt gleichzeitig ihre Kolleginnen und die Beteiligten aus der Führungsetage.

„Wir waren alle in einem Boot. Jede Erzieherin hatte sich bereit erklärt, auf 28 Wochenstunden runterzugehen und folglich mit weniger Gehalt auszukommen, um Arbeitsplätze zu sichern. Das war echter Zusammenhalt.“ 56 Stellen hätten beim Übergang in die gGmbH noch abgebaut werden sollen. Das konnten die engagierten Mitarbeiterinnen verhindern.

Zwei Jahre später verkündete Geschäftsführerin Anke Preuß: „Es wird keine Entlassungen mehr geben!“ Das war ein Meilenstein. Davon gab es weitere: „Etwa zwei Jahre nach Gründung konnten wir drei neue Kitas bauen. Auch die Zahl der Kinder und Mitarbeiter wuchs stetig. Dass die Kita gGmbH anfing, selbst auszubilden, war für mich ebenfalls etwas Besonderes“, sagt Gabriele Will lächelnd. „Wir haben so Vieles hingekriegt. Nach 18 Jahren Betriebsrat bin ich mit einem guten Gefühl aus meiner letzten Sitzung und in den Ruhestand gegangen.“

maxpress/Janine Pleger