Einzelhandel braucht mehr Zuwendung

Modeunternehmer ist sauer

Zwei Mitarbeiterinnen machen auf Öffnung aufmerksam
Zwei Mitarbeiterinnen machen auf Öffnung aufmerksam, Foto: Kressmann

Schwerin • „Wir lassen die Einzelhändler nicht im Stich“, „zusammen in den Tunnel, gemeinsam wieder raus“ – Das waren die Sommer-Schwüre der Politik. Passiert ist wenig, wie Modehaus- Geschäftsführer Carl Kressmann meint: „Der Handel vor Ort steht in der Prioritätenliste der Politik weit hinten, weil es den meisten Entscheidern an der Nähe und am Einblick mangelt.

Der aber ist nötig, um faire Entscheidungen zu treffen. Denn was empört, sind nicht die Maßnahmen zum Schutz der Allgemeinheit, es ist das Gefühl, dass es dabei nicht gerecht zugeht.“ Während es andernorts Umsatzerstattungen gibt, bekommt die Modebranche allenfalls ein Teil der Fixkosten erstattet. Das Argument jedoch, jeder unverkaufte Winter-Pullover könne später noch verkauft werden, sei völlig unzulässig.

Besonders wütend mache ihn die Behauptung, die Pandemie würde lediglich einen unaufhaltsamen Wandel der Vertriebskanäle beschleunigen, der Weg in den Internethandel sei also zwangsläufig. „Das ist, als ob Sie einen 1.000-Meter-Lauf veranstalten, aber nur einen Kandidaten laufen lassen oder nur einen Kandidaten auf den Wahlzettel schreiben und von Demokratie sprechen“, so Carl Kressmann.

Sein Modehaus macht Online- Handel als Service. Leben könne es davon leider nicht. Mittlerweile werde viel über den kulturellen Wert der Innenstädte und den drohenden Verlust an Identität geredet. Dennoch geht es denjenigen, denen die schönen Worte gelten, immer schlechter. „Die üblichen Innenstadt-Initiativen werden wenig nützen, wenn der Patient tot ist“, betont der Modehaus-Chef.

„Der Modehandel opfert zurzeit viel und bekommt wenig zurück. Wir haben Wahljahr. Wenn wir aus dem Tunnel raus sind, werden sich unsere Politiker, die Frage gefallen lassen müssen, wie sie Ihren Einfluss geltend gemacht haben, um die Innenstädte attraktiv zu halten und Arbeitsplätze zu retten. Viel Zeit bleibt nicht mehr!”

Kressmann