Gesichtsmasken statt Leder
Kürschnermeister Götz Weidner wirkt mit neuem Schneiderteam der Verbreitung des Virus entgegen
Altstadt • Eine lange Kundenschlange – auf Abstand – steht an diesem Montag-morgen Ende April in der Sonne vorm Geschäft in der Grünen Straße. Drinnen holt Inhaber Götz Weidner laufend Nachschub aus der Nähstube. Das Objekt der Begierde: Mund-Nase-Gesichtsmasken aus Leinen, Baumwolle oder ESPEY Thermo-Tech.
„Vor 14 Tagen hat die Handwerkskammer uns gefragt, ob wir uns Maskenfertigung vorstellen können“, erzählt der Kürschnermeister. „Zunächst hatten wir das locker angehen wollen, aber jetzt nähen wir in Serie und kommen kaum nach.“ Götz Weidner, der sonst mit Leder und Pelzen zu tun hat, ist für gewöhnlich allein im Geschäft und hat nur projektbezogene Mitarbeiter zum Nähen. Mykhailo Shust ist seit eineinhalb Jahren dabei. Jetzt musste Götz Weidner sein Team vergrößern. Zunächst kam Freund Manfred Porepp mit ins Boot. „Wir kennen uns schon ewig“, erzählt er. „Früher hat mir Manfred oft Mitarbeiter vermittelt – jetzt nutzen wir seine Kontakte und er macht das Marketing.“ Gemeinsam mit vier Nähern fertigen sie tagtäglich eine Gesichtsmaske nach der anderen, auch am Wochenende. Und kaum ist der letzte Faden abgeschnitten, gehen die Masken auch schon über die Ladentheke.
Privatleute entscheiden sich für die Modelle aus Baumwolle und Leinen im bunten Design. Apotheker etwa bevorzugen das atmungsaktive, weiße ESPEY Thermo-Tech. Eine Mitarbeiterin der Schlosspark-Apotheke holt heute schon die zweite Fuhre ab, Anne-Kathrin Kossow, Inhaberin der Nordstadt-Apotheke, gibt ihre erste Bestellung bei Götz Weidner auf. „Hier kann
ich die Qualität mal in die Hand nehmen“, sagt sie. „Außerdem ist mir lokale Unterstützung wichtig.
Die neue Mitarbeiterin Doris Kabisch – ehemalige Inhaberin der Mode- und Nähstube – und Götz Weidner planen eine langfristige Zusammenarbeit in Sachen Textil. Jetzt legt sie allerdings erst einmal eine neue Garnrolle ein. „Morgen sind Ihre 100 Masken fertig“, verspricht sie der Apothekerin und sprüht vor Tatendrang – wie das ganze Team, das noch weiter wachsen wird. „Wir wollen helfen“, so Chef Götz Weidner. „Und bald 500 Masken pro Tag schaffen. Das ist das Ziel.“
maxpress/Janine Pleger