Wenn aus einer Krise extrem viel entsteht

Geschäftsführerin Anke Preuß über Engagement und Zusammenhalt in Zeiten der leeren Kitas

Erzieherin Anne Berlin arbeitet mit KiTalk – im Homeoffice
Erzieherin Anne Berlin arbeitet mit KiTalk – im Homeoffice, Foto: maxpress

Schwerin • Am 14. März hat Ministerpräsidentin Manuela Schwesig verkündet, dass zwei Tage später die Kitas zum Schutz vor dem Corona-Virus schließen sollen. Das war zwar vorhersehbar und einige Eltern hatten bereits mit Bedacht – am Freitag, den 13. – nicht nur das Kind, sondern auch Kleidung und Kinderwagen aus der Kita abgeholt. Dennoch startete die volle Organisation hinter den Kulissen erst mit den leeren Einrichtungen.

hauspost: Wie haben Sie die Entscheidung des Landes erlebt?
Anke Preuß: Alle aus der Führungsriege haben den Livestream verfolgt. Glücklicherweise hatten wir schon einen Krisenstab eingerichtet. Wer im Ernstfall welche Informationen an wen weitergeben muss, war schon beschlossene Sache. Die Kita-Leitungen standen dafür in den Startlöchern. Und natürlich ging sofort ein Elternbrief raus. Trotzdem hat uns die Situation erst einmal ganz schön zu schaffen gemacht.

hauspost: Wie haben die Eltern reagiert?
Anke Preuß: Sie waren wirklich toll. Wir haben sehr viel Verständnis erlebt. Dafür bedanken wir uns herzlich. 98 Prozent der Eltern ließen ihre Kinder zuhause. Dabei war uns klar, dass das Leben in den Familien plötzlich Kopf stand. Wer aufgrund seines Berufes auf Betreuung angewiesen war, hat natürlich Hilfe von uns erhalten. In jeder Kita standen Erzieher für Notgruppen bereit, die wir dann ja Ende April noch erweitern durften. Das  Engagement, das Vertrauen und die Furchtlosigkeit der Mitarbeiter nenne ich großartig. Kinderbetreuung geht nun einmal nicht ohne In-den-Arm-nehmen, ohne Zusammensitzen und Spielen oder Lesen. Und all das findet – trotz Corona – statt.

hauspost: Viele Pädagogische Fachkräfte arbeiten im Homeoffice. Wie geht das?
Anke Preuß: Wir profitieren von unserer internen Medienplattform KiTalk. Rund zwei Drittel der Mitarbeitenden nutzen das System seit der Corona-Krise noch intensiver. Sie holen sich alle aktuellen Infos und überarbeiten Konzepte, Portfolios, Veranstaltungen und Dokumentationen. Das geschieht im normalen Kita-Alltag natürlich auch, aber nun haben die Kollegen dabei auch mal Gelegenheit, durchzuatmen. Und das ist auch völlig ok so. Außerdem: KiTalk hat schon immer die Möglichkeit geboten, sich auszutauschen und an Prozessen teilzuhaben. Doch jetzt erst kam das so richtig ins Rollen, und zwar mit tollen Ergebnissen.

hauspost: Es gibt also ein besonderes Miteinander durch die Krise?
Anke Preuß: Absolut! Wir alle sind im regen Austausch, auch über Identifikation. So haben wir gemeinsam beschlossen, den Begriff „Wegbegleiter“ für unsere Erzieher wieder durch die bekannte Bezeichnung „Pädagogische Fachkraft“ zu ersetzen. Schließlich geht es bei der Arbeit mit den Kindern um Berufung und Profession zugleich. Der Zusam-
menhalt in der gesamten Kita gGmbH ist noch weiter gewachsen. Klar ist: Keiner braucht eine solche Krise, aber es ist extrem viel daraus entstanden. Ein Mitarbeiter hat sogar einen Corona-Song geschrieben. Jeder lernt in dieser Situation. Trotzdem freuen wir uns darauf, wieder ganz normal an unseren Arbeitsplatz und zu den Kindern können.


Der Corona Song •„Am sichersten seid ihr zuhause“ von Riot Teddy

Am sichersten seid ihr zuhause, bleibt doch ganz einfach im Bett /
am sichersten seid ihr zuhause, das findet die Menschheit echt nett.

Nutzt die Zeit doch mal anders, hier gibt es so viel zu tun /
Wäsche waschen, putzen und backen, dann geht die Zeit im Nu.

Am sichersten seid ihr zuhause, bleibt doch ganz einfach im Bett /
und vermisst ihr eure Freunde, so nutzt doch den Video-Chat.

Im Homeoffice muss man nicht duschen, Netflix läuft nebenbei /
statt High Heels trägt man die Puschen, die Serie ist schon wieder vorbei.

Am sichersten seid ihr zuhause, das Nötigste haben wir hier /
am sichersten seid ihr zuhause, mit Klopapier, Nudeln und Bier.


Die Kita gGmbH-Mitarbeiter versuchen, mit diesem Lied (für Erwachsene), die Situation so gut es geht mit Humor zu nehmen. Dennoch freuen sich alle wieder darauf, „ihre“ Kinder bald wiederzusehen. Alle Infos zur schrittweisen Wiedereröffnung der Kitas erhalten Eltern auf www.kita-ggmbh.de unter „Unsere News“.

maxpress/Janine Pleger