Igor mit den guten Ideen
Seit Jahren engagiert sich der Kulturmanager auf dem Dreesch
Schwerin • Er sprudelt vor Ideen, redet wie ein Wasserfall und ist immer hellwach, wenn es darum geht, Menschen in seinem Umfeld zu unterstützen. Geboren ist Igor Peters in Sibirien – 7.000 Kilometer weit von Schwerin entfernt. Seit 2003 lebt und arbeitet der Russlanddeutsche in der Landeshauptstadt und kümmert sich auf dem Dreesch auf vielfältige Weise um den sozialen Zusammenhalt in dem Wohngebiet.
Wie es sich mit unterschiedlichen Nationalitäten und Religionen an einem Ort lebt, hat der Mann schon in seiner Jugend in Russland mitbekommen. Hier lebte er in der Region Altai in Sibirien, wo viele Russlanddeutsche im vergangenen Jahrhundert angesiedelt worden sind. Igor besuchte hier die russische Schule, an der er auch sechs Jahre lang Deutschunterricht bekam. Nach der Schule folgte der Wehrdienst und danach das Hochschulstudium. Igor wurde Kulturmanager und übernahm als Leiter das Kulturhaus in Pawlowsk. Im Frühjahr 2003 siedelten Igors Familie und seine Eltern nach Schwerin über. Bislang waren sie in Russland die Deutschen – jetzt waren sie in Deutschland die Russen. Heute lacht Igor darüber und fühlt sich gut integriert – auch weil er sich selbst für die Integration einsetzt. Als aktiver offener Mensch engagiert sich Igor täglich auf vielfältige Art auf dem Dreesch – seinem Wohngebiet.
Im Verein Kuljugin e.V. bringt er Menschen allen Alters, verschiedener Herkunft und unterschiedlichen Glaubens zusammen und sorgt in Zusammenarbeit mit dem DRK-Freizeitzentrum „bus-stop” für den sozialen Zusammenhalt im Stadtteil. Der Name „Kuljugin” steht für Kultur, Jugend und Integration. 250 Mitglieder hat der Verein inzwischen, der viele – vor allem künstlerische Angebote – bereithält. So sind unter dessen Dach die Gesangsgruppen „Serenade“ oder „Kinderland” entstanden, die bei bestimmten Höhepunkten und Festen im Wohngebiet auftreten. Auch Igors Frau Tatjana engagiert sich in diesem Bereich. Als ausgebildete Musiklehrerin ist sie Chorleiterin, gibt Klavierunterricht und kümmert sich um hochbegabte Kinder. In dem Chor, den sie betreut, singen Menschen aus acht Nationalitäten. „So lernen die Sänger aus den verschiedenen Ländern die deutsche Sprache”, sagt Igor Peters, der in seiner ehrenamtlichen Arbeit aufgeht. Es scheint, dass der Vater eines schwerbehinderten Jungen hierbei Kraft für die Pflege seines Kindes findet, das rund um die Uhr versorgt werden muss.
Für sein Engagement ist Igor Peters 2016 zum Jahresempfang des Bundespräsidenten Joachim Gauck (Foto u.r.) eingeladen worden.
„Das war ein großer Moment in meinem Leben und eine wichtige Anerkennung für das, was wir in Schwerin mit vielen Partnern auf die Beine gestellt haben.” Neben der Kultur fördert Igor auch den Sport in seinem Wohngebiet. Im Verein für „Nichttraditionelle Sportarten Schwerin e.V.” bringt er die Menschen zum Beispiel beim Spiel Gorodki zusammen. Hierbei müssen mit einem Wurfstock kleine aufeinandergeschichtete Hölzchen abgeworfen werden. Damit ordentlich gespielt werden kann, hat der Verein auf dem Dreesch einen Gorodki-Park gebaut. Die Anlage in der Hegelstraße 10 ist eine der wenigen in Deutschland, die für den internationalen Spielbetrieb zugelassen sind.
Igor ist gut vernetzt – nicht nur in der Schweriner Heimat – auch international. So begleitete der agile Kulturmanager Mitglieder der deutschen Mannschaft als Betreuer und Übersetzer bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi und anschließend eine russische Mannschaft bei den Paralympics. Auf das Foto mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ist er besonders stolz. (Foto u.l., hintere Reihe 3.v.r.).
Aus seiner alten Heimat hat er Väterchen Frost, das Pendant zum Weihnachtsmann, mitgebracht. In der Rolle des Mannes mit dem roten Mantel und dem weißen Bart geht er seit Jahrzehnten zu Kindern, die im Krankenhaus liegen, um sie mit kleinen Geschenken zu erfreuen. Für das neue Jahr wünscht sich Igor Peters, dass es nicht schlimmer wird als 2020. Und er fügt hinzu „Ich möchte weiter Kinder unterstützen und hoffe, dass ich die Möglichkeit dazu bekomme!”
maxpress/Steffen Holz