Visionen aus der Vergangenheit: Das neue Zentrum

Schöner Shoppen und Schlendern auf dem Dreesch

So hätte das Center mit den grünen Arkaden, Bänken und Marktständen aussehen können
So hätte das Center mit den grünen Arkaden, Bänken und Marktständen aussehen können, Entwurf: Rudolf Schreiber (Architekt)

Schwerin • Es ist ein kalter Februartag 1991: Draußen eilen die Menschen in dicken Mänteln den warmen Geschäften zu. Drinnen sitzen die Stadtplaner beisammen und beugen sich über bunte Skizzen und Entwürfe. Es ist eine Zeit der Umstrukturierung und des Wandels – des gesellschaftlichen, wie auch des baulichen. Einkaufszentren nach amerikanischem Modell sind plötzlich im Trend und lösen so manches kleine Geschäft in den Innenstädten ab. Ein solches Center sollte auch in Schwerin entstehen und obwohl noch heute das Ergebnis dieser Entwicklung – das Schlosspark Center – die Schweriner Innenstadt prägt, gab es ursprünglich ganz andere Ideen: Der Entwurf, den die Planer zu diesem Zeitpunkt betrachten, gilt einem Bau auf dem Berliner Platz.

Damals lebten etwa 56.000 Menschen auf dem Dreesch. Der Berliner Platz mit seinem Brunnen, dem Wochenmarkt und den umliegenden Geschäften wurde als lebendiges Zentrum gesehen, das weiter ausgebaut werden sollte, um auch in Zukunft den modernen Mittelpunkt der drei Stadtteile zu bilden.
Auf einer Fläche von 43.000 Quadratmetern wurde ein Einkaufscenter geplant, das wohl kaum einen Wunsch offengelassen hätte: Ein moderner Shoppingtraum auf vier Etagen. Vom Untergeschoss, bis zum ersten Obergeschoss waren Einzelhandelsgeschäfte, Dienstleistungs- und Gastronomieflächen angedacht. In der dritten und vierten Etage sollten Flächen für Büros, Arztpraxen und Verwaltung entstehen. Als Mittelpunkt des Centers nach amerikanischem Vorbild war eine zweigeschossige, glasüberdachte Halle geplant, in welche die bereits vorhandenen Treppen und Brunnen integriert worden wären. Im Obergeschoss sollte ein rundum verglastes Panorama-Café entstehen, um bei einem starken Kaffee und saftigen Kuchen den Blick über den Marktplatz schweifen lassen zu können.
Als Verbindung zwischen Fußgängerzone und Einkaufsmeile schwebte den Planern ein offener, mit viel Glas gestalteter Eingangsbereich vor. Davor sollten die Grünflächen zu schönen Arkaden ausgebaut werden, damit Besucher an den zahlreichen Geschäften entlangschlendern und bummeln könnten.
Eine Verbindung in die Umgebung war über den Ausbau der Straßenbahn in das Wohngebiet angedacht. Dazu wollten Planer die Straßenbahnhaltestelle verlagern und ein neues Hochhaus mit 14 Etagen errichten lassen. Durch den schönen Ausblick auf den Schweriner See und die Altstadt erschien das nicht nur für Mietwohnungen, sondern auch für Büros und Hotelzimmer sehr attraktiv. Gemeinsam sollten sie den Auftakt zu dem neuen Zentrum bilden, der mit modernem Look schon von weitem ins Auge springen würde. Zusätzlich waren zwei Parkhäuser mit insgesamt 880 Stellplätzen und weitere 200 ebenerdige Parkplätze ergänzend geplant.
Eine Münchener Firma wollte damals 110 Millionen D-Mark in das Center investieren. Dafür sollte das Gelände, das der Stadt gehört, bevorzugt mit einem Erbbaurecht vergeben werden. Dazu kam es bekanntlich jedoch nicht.

maxpress/rl