„Das war auch eine schwere Zeit“

Stadtverwaltung musste Erzieherinnen kündigen und gründete eine neue Gesellschaft

Jochen Rößler, ehemalige Dezernent für Jugend, Soziales, Kliniken und Finanzen
Jochen Rößler, ehemalige Dezernent für Jugend, Soziales, Kliniken und Finanzen, Foto: maxpress

Schwerin • 1992 hatte die Landeshauptstadt Schwerin rund 5.000 Betreuungsplätze für Kinder sowie hochqualifizierte Erzieherinnen unter Vertrag. Dem standen viele marode Kita-Gebäude und eine niedrige Geburtenrate nach der Wende gegenüber. Deshalb musste die Kita-Bedarfsplanung angepasst werden.

Für diese Aufgabe hatte die Stadtverwaltung einen Experten aus Hamburg nach Schwerin geholt. Jochen Rößler erinnert sich: „Wir konnten die notwendige Flexibilität für die pädagogische und wirtschaftliche Entwicklung der Kitas innerhalb der Verwaltung gar nicht leisten. Das war uns sehr schnell klar.“ Deshalb wurde eine Ausgliederung der kommunalen Kitas an freie Träger beschlossen. „Die freien Träger haben aufgrund der Bedarfssituation aber nur rund 50 Prozent der Einrichtungen übernommen“, so der ehemalige Dezernent für Jugend, Soziales, Kliniken und Finanzen. Der Rest blieb bei der Stadt. Deshalb entwickelte er mit seinem Team das bundesweit einmalige Konzept zur Ausgliederung in eine gemeinnützige GmbH. „Für mich war das eine schwere Zeit als Sozialdemokrat, weil zunächst viele qualifizierte Erzieherinnen ihre Arbeit verloren hatten“, resümiert der 79-Jährige. „Mit Gründung der Kita gGmbH konnten wir dann aber eine sichere Jobperspektive bieten.“
Die Stadtvertretung unterstützte die Vorlage und so setzte die Stadt 2001 für die Führung eine Doppelspitze ein: Als erfahrene pädagogische Leiterin wurde Marlies Kahl berufen und für die kaufmännische Geschäftsführung Anke Preuß.
Jochen Rößler, der nun schon länger in Schwerin wohnt als in Hamburg, blickt stolz auf die Kita ­gGmbH. „Guckt Euch mal an, was das für ein großartig aufgestelltes Unternehmen ist“, sagt er. „Es sind moderne Einrichtungen mit tollen Konzepten und fähigen Pädagogen. Auch wirtschaftlich ist die Kita gGmbH solide aufgestellt. Wer hätte das wohl vor zwanzig Jahren voraussagen
können?“

maxpress/Holger Herrmann