Handel in der Innenstadt braucht eine Perspektive

Kressmann – Mode seit 1885

Die Mitarbeiterinnen von Kressmann bleiben auch 2021 weiterhin positiv gestimmt
Die Mitarbeiterinnen von Kressmann bleiben auch 2021 weiterhin positiv gestimmt, Foto: Kressmann

Altstadt • In der Fußgängerzone mitten in der City steht Schwerins Modehaus Kressmann. Doch die Schweriner wissen: Kressmann bietet weit mehr als Mode. Mit viel Leidenschaft und Herzblut setzen die Mitarbeiter alles daran, dass die Zeit bei Kressmann zum Erlebnis wird. Dass das viel Arbeit bedeutet, verrät Geschäftsführer Carl Kressmann im hauspost-Interview.

hauspost: Wie managen Sie das Modehaus?
Carl Kressmann: Hier arbeiten mehr als 50 Leute, das heißt nicht nur im Verkauf, sondern auch in der Verwaltung, Werbung, Haustechnik und im Café Honig. Nur gemeinsam haben wir es auch in diesem Jahr geschafft, trotz Einschränkungen zwei Konzerte, eine Lesung und Ausstellungen auf die Beine zu stellen. Der Aufwand ist riesengroß. Davon bekommen die meisten Kunden aber nichts mit. Ein großes Dankeschön deshalb an die gesamte Mannschaft. Und vielen Dank auch an alle Kunden für ihr Verständ- nis, dass sie uns in diesem Jahr entgegengebracht haben.

hauspost: Besonders beeindrucken auch Ihre Schaufenster. Woher nehmen Sie die Ideen?
Carl Kressmann: Wir wollen die Menschen überraschen, emotional abholen und gerade im tristen Winter Farbe in die Fußgängerzone bringen. Außerdem bin ich ein großer Fan des Filmemachers Wes Anderson. Für die Deko in der Adventszeit haben wir uns den Film „Grand Budapest Hotel“ zum Vorbild genommen, der in einem ehemaligen Kaufhaus gedreht wurde. Und so wie ein Hotel seine Gäste empfängt, wollen wir unsere Kunden nett empfangen. Das Thema zieht sich dann durchs gesamte Haus.

hauspost: Zum Thema Mode: Wie entsteht eigentlich ein Trend?
Carl Kressmann: Es gibt Modezyklen. Am Anfang bringen die großen Designer die Themen auf die Laufstege. Dann schauen die Marken, wie man das Ganze auf den Markt übersetzen kann, sodass die Trends auch im Alltag tragbar sind. Bis ein Trend in den Läden ankommt, vergeht also mindestens ein Jahr. Dort ist er meistens noch die nächste Saison zu sehen, wird dann aber nach und nach rausgenommen. Bei Trends ist es so, dass eine Saison immer die nächste bedingt. Wenn zum Beispiel diesen Sommer Neon-Farben angesagt waren, wird es nächstes Jahr mit pudrigen Pastell-Tönen eher ruhiger.

hauspost: Welches Modeteil ist in Ihren Augen zeitlos und sollte in keinem Kleiderschrank fehlen?
Carl Kressmann: Jeans gehen immer. Hier ist es auch sehr interessant, wie sich das Image der Jeans gewandelt hat und wie sich selbst da Trends dynamisieren. Plötzlich sind Hosen mit Überlänge und Schlag wieder angesagt.
Auch ein Trenchcoat geht immer und das „Kleine Schwarze” sowieso. Man muss auch nicht jeden Trend mitmachen. Wobei ich gestehen muss, dass ich mir in unserem Online-Shop zum Test nun mein erstes Paar ausgefallene Socken bestellt habe.

hauspost: Apropos Online-Shop. Das ist ein weiteres Projekt, das Sie dieses Jahr realisiert haben, oder?
Carl Kressmann: Richtig. Die Nachfrage vieler Stammkunden, gerade während der Schließung auch online einkaufen zu können, hat kurzfristig einen neuen Vertriebszweig hervorgebracht. Noch vor Weihnachten wollen wir mit dem Online-Shop an den Start gehen. Dennoch denken wir eher stationär als online. So bieten wir seit einigen Monaten die Möglichkeit des Private-Shoppings an. Dabei können Kunden mit ihrer Lieblings-Beraterin einen individuellen Termin vereinbaren. Und da viele Kunden vor allem den späten Einkauf in Ruhe mehr schätzen als die frühe Öffnung, werden wir an den Adventssamstagen die Öffnungszeit bis 22 Uhr ausdehnen.

hauspost: Auf was dürfen sich Ihre Kunden noch freuen?
Carl Kressmann: All zu viel wollen wir noch nicht verraten. Wir machen weiter und bleiben ein sehr lebendiges Haus. An den Events, Konzerten, Lesungen und Mode-Abenden werden wir 2021 weiter festhalten. Denn die machen allen Mitarbeitern genauso viel Spaß wie den Kunden. Die Planungen laufen auf Hochtouren.

hauspost: Vielen Dank für das Gespräch.

maxpress/Marie-Luisa Lembcke