Unterstützung mit Feingefühl

Erzieher in den Wohngruppen der Kinder- und Jugendhilfe sind mit ganzem Herzen dabei

Spendenübergabe des Rotary Clubs Schwerin
V.l.: Dieter Rossmann, Jürgen Prestin, Silke Schönrock (Leiterin der SOZIUS Kinder- und Jugendhilfe), Daniela See, Prof. Andreas Broocks (Präsident des RC Schwerin), Fotos: Sozius

Schwerin • „Dass Menschen an die Kinder in unseren Einrichtungen denken und ihnen helfen wollen, macht mich jedes Mal sehr glücklich“, sagt die Leiterin der SOZIUS Kinderund Jugendhilfe Silke Schönrock bei der Spendenübergabe des Rotary Clubs Schwerin. 5.830 Euro hat der Verein gespendet, 1.000 Euro zusätzlich stammen von InnerWheel, der Frauen-Organisation des Clubs. Das Geld kommt genau zur richtigen Zeit, doch Silke Schönrock beschäftigt noch ein weiteres wichtiges Thema.

Mehr als 80 Mädchen und Jungen leben in den Wohngruppen der Kinder- und Jugendhilfe. Sie sind zwischen fünf Monaten und 19 Jahren alt. Alle hatten sie eine schwere Vergangenheit: Vernachlässigung, Gewalt und Missbrauch sind für die Kinder nicht nur Worte, sondern waren für viele von ihnen grausame Realität. Was genau sie aber tatsächlich erlebt haben, wissen oft nicht einmal die Erzieher in den Wohngruppen. Viele Kinder werden ihr ganzes Leben lang nicht darüber reden.

Für die Erzieher der Kinderund Jugendhilfe ist das aber auch nicht der Fokus ihrer Arbeit. „Natürlich würde es uns manchmal helfen, wenn wir wüssten, warum das Kind zum Beispiel so unbändige Angst davor hat, allein zu sein. Aber für uns steht erstmal nicht die Ursachenforschung im Mittelpunkt, sondern dass es den Kindern im Hier und Jetzt bei uns gut geht. Und wenn das bedeutet, dass die Erzieherin am Bett sitzen bleiben muss, bis das Kind schläft, dann ist das vollkommen in Ordnung“, erklärt Silke Schönrock.

Für die Kinder sind die Wohngruppen ein Zuhause auf Zeit. Durchschnittlich leben sie zwei Jahre dort. Manche gehen schon nach wenigen Tagen, andere bleiben, bis sie volljährig sind. Aber auch wenn der Zeitraum begrenzt ist, sollen die Schützlinge sich vom ersten Moment an wohl und behütet fühlen. „Wir sind der zeitweise Ersatz für ihre Familie. Unsere Erzieherinnen bauen eine ganz enge Beziehung zu den Kindern auf. Auch wenn wir die Eltern niemals ersetzen können und wollen – für die Kinder sind wir die erste Bezugsperson.“

Deshalb müssen die Erzieher in der Kinder- und Jugendhilfe vor allem viel Feingefühl haben. „Bei uns geht es darum, mit ganzem Herzen dabei zu sein und den Kindern schöne Erinnerungen mitzugeben. Ob durch einen bunten Laternenumzug, einen Ausflug zum Drachensteigen an die Ostsee oder einen gemütlichen Märchenfilm- Nachmittag mit Kakao und Keksen auf der Couch – alles was Familienleben ausmacht, ist auch bei uns gefragt.“

Aktuell finden sich noch immer zu wenig Erzieher für die Kinder- und Jugendhilfe. „Viele junge Menschen haben Vorbehalte, weil sie die Arbeit in einer Wohngruppe im Rahmen ihrer Ausbildung nicht kennengelernt haben“, erläutert Silke Schönrock. „Aber ich kann jeden nur ermuntern, den Schritt trotzdem zu wagen. Denn bei uns darf man die Kinder wirklich verwöhnen und hat genügend Zeit, ihnen die Zuwendung zu geben, die sie brauchen.“

Interessenten melden sich am besten unter der Telefonnummer (0385) 59 37 83 64 direkt bei der Leiterin. Das Beste daran ist: Dank der großzügigen Spende des Rotary Clubs Schwerin können die zukünftigen Erzieher sich bei der Arbeit sogar in die Hängematte legen. Das Geld wird nämlich für den Ausbau des Dachstuhls der Wohngruppe Kaspelwerder genutzt. Dort soll ein Entspannungs- und Wohlfühlraum entstehen, in dem die Erzieher gemeinsam mit den Kindern die Seele so richtig baumeln lassen können.

Franziska Hain