Notunterkunft für Frauen ist selbst in Not

Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt droht ohne finanzielle Unterstützung der Stadt die Schließung

Bei der Besichtigung des Frauenhauses Anfang 2020 gab es von der Politik lobende Worte für Leiterin Liane Dommer. Jetzt ist dringend finanzielle Unterstützung nötig
Bei der Besichtigung des Frauenhauses Anfang 2020 gab es von der Politik lobende Worte für Leiterin Liane Dommer (r.). Jetzt ist dringend finanzielle Unterstützung nötig, Foto: mp

Schwerin • Wer hier an der Tür klingelt, oder anruft, hat ein Riesenproblem und benötigt dringend Hilfe. Die bekommen die Betroffenen von den Mitarbeiterinnen der Einrichtung. Im Haus gibt es Platz zum Schlafen und Raum zum Reden. Seit Ausbruch der Corona-Krise ist der Anteil der Hilfesuchenden weiter gestiegen.

AWO-Geschäftsführer Axel Mielke ärgert sich über die chronische Unterfinanzierung durch die jährlich zu geringen Fördermittel von Land und Stadt. Die Finanzierung der Einrichtung erfolgt aus Mitteln des Landes Mecklenburg-Vorpommern, aus Geldern der Stadt und aus Eigenmitteln.

„Wir haben in den vergangenen zwei Jahren jeweils rund 30.000 Euro an Eigenmitteln für den Betrieb des Frauenhauses aufgebracht”, sagt der AWO-Chef. „Dieses Geld fordern wir schon seit längerem als Förderung vom Land und der Stadt – erfolglos. Wir kümmern uns hier im Frauenhaus um ein gesamtgesellschaftliches Problem und erwarten, dass sich alle Verantwortlichen an der Finanzierung des Frauenhauses vollumfänglich beteiligen.” In allen anderen Bereichen der AWO Schwerin haben die Mitarbeiter in den vergangenen zwei Jahren eine Erhöhung ihres Gehaltes in Anlehnung an den TVöD bekommen – außer im Frauenhaus.

Entgegen der stagnierenden Förderung stieg im laufenden Jahr – auch coronabedingt – die Zahl der Beratungen. 424 Beratungs- gespräche haben die drei Mitarbeiterinnen des Frauenhauses schon in diesem Jahr geführt. 2019 waren es insgesamt 259 Beratungsgespräche. Der erhöhte Aufwand fordert viel Kraft von den erfahrenen Kolleginnen. Aus dem Doppelhaushalt 2021/22 be- antragt die AWO deshalb 63.000 Euro mehr Fördergeld von der Stadt Schwerin, um die Einrichtung mit dem fachlichen Anspruch und in hoher Qualität weiterführen zu können.

Die AWO-Verantwortlichen hoffen auch durch einen entsprechenden Antrag in der Stadtvertretung, einen Beschluss zur größeren finanziellen Unterstützung zu erwirken. „Es ist eine Haltungsfrage der Politik, die nicht beim Thema angemessene Bezahlung der Mitarbeiter als professionelle Fachkräfte halt machen kann”, sagt Fachbereichsleiter Steffen Marquardt und ergänzt: „In Rostock ist der Betrieb des Frauenhauses seit Jahren eine Pflichtleistung der Stadt – warum soll das nicht auch in Schwerin möglich sein?”

sho