Von der Platte zum Tresen
Ex-Handballer Alexander Ladig ist erfolgreich in der Gastronomie
Schwerin • Es riecht nach frischer Farbe und Holzspänen in den neuen Räumen, die Alexander Ladig gerade zu „seinem Laden” umgestaltet. Hier will der ehemalige Handballkapitän das Ruder führen und an einem festen Ort Geld verdienen. Bisher arbeitete er mit seinem Team vor allem auf Events im ganzen Land. Bis Corona das wieder zulässt, nutzt der Unternehmer die Zeit, um auf der Baustelle selbst mit anzupacken.
Den Ehrgeiz, den Alexander Ladig dafür benötigt, hat er ganz sicher aus dem Leistungssport – und durch die Gene seines Vaters: Hans- Dieter Ladig war es, der 1970 mit dem Aufstieg der damaligen BSG Post den Grundstein zur Handball-Tradition in der heutigen Landeshauptstadt legte. Und so wie sein Vater ist auch Alexander Ladig zum Handball gekommen. Im acht Meter langen Flur der elterlichen Wohnung gab es am Ende eine Tür mit Vorhang. „Das war mein Tor und darauf hab ich den ganzen Nachmittag Bälle geworfen und trainiert.”
Schließlich wurde Alexander Ladig zur KJS – der Kinder- und Jugendsportschule – nach Rostock delegiert. Von 120 Jungen, die dafür gesichtet worden waren, gehörte er zu den fünf Auserwählten. Die achte, neunte und zehnte Klasse verbrachte der Junge auf der Rostocker Schule und war glücklich. „Hier wurde alles dem Sport untergeordnet. Das war eine Zeit, die mich sehr geprägt hat.” 1990 – mit dem Ende der DDR – endete auch für Alexander Ladig die Zeit auf der Sportschule und er ging zurück in seine Heimatstadt Schwerin. Da war er erst 17 Jahre jung und so talentiert, dass er sowohl in der Post-A-Jugend spielte und zusätzlich für die zweite und die erste Männermannschaft auf der Platte stand. „Manchmal hatte ich drei Spiele an einem Wochenende”, erzählt er. Besonders gern erinnert sich der Handballer an das gemeinsame Erlebnis mit seinem Vater, das er 1990 bei einem Turnier der Postmannschaften hatte. Hans-Dieter Ladig war hier eigentlich als Geschäftsführer vor Ort gewesen. Am zweiten Turniertag gingen Post Schwerin verletzungsbedingt die Spieler aus. Kurzerhand hat sich Vater Ladig ein Trikot übergeworfen und zusammen mit seinem Sohn im gemeinamen Team das Turnier weitergespielt. „Mein Vater war damals schon 43 Jahre alt. Das werde ich nie vergessen.”
Neben dem Handballspielen bei Post hat der Schweriner den Beruf des Groß- und Außen- handelskaufmanns gelernt, denn vom Handball allein konnte er zuerst nicht leben. Das änderte sich, als Post mit Trainer Holger Schneider in die erste Liga aufstieg und Profiverträge gemacht wurden. Insgesamt 19 Jahre spielte Alexander Ladig in der Bundesliga, bis sein Verein ihm mitteilte: „Für dich ist in der nächsten Saison kein Geld da! Das war für mein Ego eine Vollkatastrophe”, sagt der Handballprofi heute und wechselte damals frustriert zu Empor nach Rostock.
2011 war nach insgesamt sieben Knieoperationen und anderen Verletzungen Schluss mit Handball. An die besseren Zeiten erinnert sich der Ex-Profi heute gern, wenn er die vielen Trikots seiner Sammlung anschaut (Foto unten). Von der Platte ging es an den Tresen, wo der Handballer als Caterer die Gäste der Kongresshalle und Freilichtbühne mit Imbissen und Getränken versorgte. „Da habe ich mich selbst ins kalte Wasser geworfen und bin Gastronom geworden. Geholfen hat mir dabei meine kaufmännische Ausbildung und die Beziehung zu meiner Lebensgefährtin Nicole, die ihre Erfahrungen aus der gehobenen Gastronomie mit eingebracht hat.”
Das Unternehmen etablierte sich „Wir haben in den vergangenen Jahren ein riesiges Rad geschoben“, erzählt der Caterer. „Manchmal haben wir an einem Wochenende vier Veranstaltungen an drei Orten gehabt.” Das soll sich mit dem eigenen Bistro ändern. Im Moment stehen die Maschinen der Gastronomie zwar auf „Stop”, dennoch wird im Hintergrund gearbeitet. „Da ich jetzt Zeit habe, streiche, schleife und montiere ich auf meiner Baustelle. Auch wenn im Moment die Einnahmen fehlen – das Wichtigste ist: Wir sind gesund!”
Steffen Holz
Eine Menge Trikots haben sich im Laufe der Handballzeit bei Alexander Ladig angesammelt, Foto: privat
Ein gutes Team: Alexander Ladig, seine Freundin Nicole und ihr Magyar Vizsla-Hund „Louis”, Foto: maxpress