Radweg ins Nichts

Aktuelle Verkehrsführung ist für Radler lebensgefährlich

„Mehr Platz fürs Rad – Radstreifen Lübecker Straße jetzt!”, forderte Arndt Müller von den Grünen auf der Stadtvertretersitzung im gleichlautenden Antrag.
Kurz vor dem Abzweig zur Robert-Beltz-Straße ist der markierte Radweg zu Ende, Foto: maxpress

Schwerin • Wer von der Lübecker Straße aus Richtung Obotritenring mit dem Fahrrad nach Lankow unterwegs ist, muss starke Nerven haben. Eine durchgehende einheitliche Radspur gibt es nicht. Im Gegenteil – der Radweg mit den weißen Randstreifen und Piktogrammen endet kurz vor dem Abzweig zur Robert-Beltz-Straße. Das ist ein Umstand, der seit Jahren kritisiert wird und zu einer heftigen Debatte unter den Stadtvertretern geführt hat.

„Mehr Platz fürs Rad – Radstreifen Lübecker Straße jetzt!”, forderte Arndt Müller von den Grünen auf der Stadtvertretersitzung im gleichlautenden Antrag. Was dann folgte, war eine lebhafte Diskussion über das Thema. Fakt ist: Der markierte Radweg in Richtung Lankow lässt sich zunächst gut befahren. Kurz vor dem Abzweig zur Robert-Beltz-Straße ist plötzlich Schluss mit entspanntem Radeln. Der gut gedachte Radweg endet im Nichts und lässt die Fahrradfahrer allein. Die haben jetzt die Wahl, nach der Kreuzung der Robert-Beltz-Straße auf dem Gehweg weiter zu fahren oder auf der viel befahrenen Straße in direkter Nähe zum fließenden Verkehr zu radeln. Auf dem markierten Streifen parken allerdings auch Autos der Anwohner, sodass die Fahrt einem lebensgefährlichen Slalom nahekommt. Die Folge: Kaum jemand traut sich mit dem Rad auf die Straße und die Mehrheit zieht das legale Radeln auf dem Gehweg vor. Seit 2017 gibt es für das bekannte Problem einen entsprechenden Antrag, der die Schaffung eines durchgehenden Radwegs zwischen Friesenstraße und J.-R.- Becherstraße, sowie zwischen Robert- Beltz-Straße und Gosewinkler Weg vorsah. 2018 wurde dieser Antrag zurückgestellt und nun von der Fraktion Bündnis90/DIE GRÜNEN wieder eingebracht. Durch die Eröffnung des Schulzentrums in der Weststadt und auch durch die Corona-Pandemie seien mehr Menschen mit dem Rad in diesem Bereich unterwegs.

Die Mehrheit der Stadtvertreter kippte den Antrag mit einem Änderungsantrag der CDU-Fraktion und der Fraktion Unabhängiger Bürger. Der sieht den Start eines befristeten Modellprojektes für den betreffenden Abschnitt der Straße vor. Das Projekt beinhaltet, Fahrradpiktogramme auf die rechte Fahrspur aufzubringen. So soll den Autofahrern geholfen werden, die Radler auf ihrer Fahrbahn zu akzeptieren.

„Die Fahrradfahrer müssen sich nicht zwischen parkenden Autos und Haustüren durchschlängeln und sich den Weg mit Fußgängern teilen. Anderseits könnte so zu Zeiten, wenn eventuell mal keine Radfahrer unterwegs sind, auch weiterhin die rechte Fahrspur von anderen Verkehrsteilnehmern genutzt werden“, heißt es in der Begründung des Ersetzungsantrages. Ob das Radfahren in diesem Bereich schnell gefahrloser wird, ist ungewiss, denn auch die Stadtverwaltung steht der Piktogrammvariante in ihrer Stellungnahme skeptisch gegenüber. „Es ist davon auszugehen, dass die Verkehrsteilnehmer eine derartige Markierung nicht zweifelsfrei verstehen und der Sinn der Markierung nicht vermittelbar ist.”

Steffen Holz