Lachen als Lebenselixier

Krankenschwester Katy Nülken leitet das Hospiz am Aubach

Lieblingsmensch – das steht an ihrer Pinnwand im Büro. Daneben ist „Beste Mama“ zu lesen und ein Zitat des berühmten Arztes und Theologen Albert Schweitzer: „Die Welt braucht Dickschädel.“
Zeit nimmt sich die 50-Jährige ab und an fürs Malen, Fotos: maxpress/Barbara Arndt

Schwerin • Nicht jeder steht gern im Mittelpunkt. Katy Nülken wählt diesen Platz durchaus bewusst. Sie weiß, dass jeder bestimmte Situationen durchmachen muss, um dahin zu gelangen, wohin er oder sie möchte. Die engagierte Schwerinerin folgt dabei einer Berufung, ist immer für Menschen da und strahlt eine Herzlichkeit aus, der sich kaum jemand entziehen kann.

Lieblingsmensch – das steht an ihrer Pinnwand im Büro. Daneben ist „Beste Mama“ zu lesen und ein Zitat des berühmten Arztes und Theologen Albert Schweitzer: „Die Welt braucht Dickschädel.“ Katy Nülken bekennt unumwunden, ein Dickschädel zu sein. „Ich bin nicht gerade bequem, dafür direkt, ehrlich und offen“, sagt die zweifache Mutter, die von Herzen gern lacht. Viele Schweriner kennen dieses Lachen, das so wohltuend ist in Situationen, in denen Fröhlichkeit, Humor und menschliche Wärme notwendige Zuversicht spenden – meist auf dem Lewenberg. Das Klinikgelände in der Nordstadt hat das Leben von Katy Nülken geprägt. Hier absolvierte sie 1986 ihr erstes Praktikum. Hier bekam sie die erste eigene Wohnung. Hier begleitet sie mit ihrem Hospiz-Team heute Menschen auf dem allerletzten Teil des Lebensweges. „Gemeinsam mit dem Netzwerk haben wir ordentlich was auf die Beine gestellt. Man muss im Team gut sein“, lautet eine ihrer ganz wichtigen Erfahrungen.

Eigentlich kommt Katy Nülken aus Grevesmühlen. Bei jeder Tour an die Ostsee kriegen alle im Auto zu hören: „Hier bin ich geboren.“ Und sie hören die Geschichten von der liebevollen Großmutter, die ihr „Oma-Kind“ umsorgte, die in ihrer Gartenlaube Kaffee kochte und Kuchen auftischte – für stets sehr viele Menschen. Die kamen gern. „Je weniger sie hatte, desto mehr hat sie gegeben. Dieses Credo wurde mir ganz sicher in die Wiege gelegt.“ Das gilt auch für die Gabe, die eigene Wertung zurückzustellen und Menschen so anzunehmen, wie sie durch ihre Biografie geprägt worden sind. Die Profession der eigenen Mutter hat das zweifelsohne befördert: Schon als Kind kam Katy als kleine „Krankenschwester“ mit auf deren Station und erlebte Wertschätzung für Menschen. Die hat sie weitergegeben: als stellvertretende Stationsleitung in der Gynäkologie, als Pflegedienstleitung im Fachbereich für Wachkoma und Beatmung sowie in der stationären Einrichtung der Altenpflege. Das macht sie auch in der eigenen Familie, die der schwerbehinderten Tochter Anna jede erdenkliche Unterstützung gibt, mit Blick auf Integration, Akzeptanz und Selbstwertgefühl. „Das ist alles andere als einfach. Umso dankbarer bin ich allen, die uns und Anna unterstützen.“ Der eigene Lebensweg hat Katy Nülken zu einer Kämpferin gemacht. Sie lacht. „Ich war ja noch nie richtig schlank. Daher habe ich mir schon früh mit Ehrgeiz und dem Willen, richtig gut zu sein, den Respekt anderweitig abgeholt.“ Zum Beispiel war sie erfolgreiche Handballerin – oder, nach eigener Aussage, eine „Walze am Kreis“. Sie nahm in ihrer Geburtsstadt den Ball zur Hand und legte diesen erst später, während des Studiums an der Medizinischen Fachschule in Schwerin, endgültig ab. Noch heute fühlt sie sich dieser Sportart sehr verbunden und schaut gern, wenn es passt, bei den Heimspielen der Mecklenburger Stiere vorbei.

Zeit nimmt sich die 50-Jährige ab und an fürs Malen. Abstrakt sind die Bilder, von denen etliche im Keller ihres Hauses auf Vollendung warten. „Und dann dekoriere ich gern. Blumen und Accessoires machen alles schöner.“ (siehe Fotogalerie) Das ist Katy Nülken wichtig. Sie liebt Spaziergänge auf der Insel Poel und immer wieder Urlaub auf Hiddensee, wo es so viele Freiräume und schöne Impulse für sie, ihren Mann Mario, Anna und ihre große Schwester Lisa-Dora gibt. Hier fühlen sie sich sicher und beschützt vor den Blicken von Menschen, denen es schwerfällt, uneingeschränkte Akzeptanz jedem entgegen zu bringen. Vielleicht ist die Insel mit ihrem prächtigen Spiel von Farben und Elementen gerade deshalb ein Ort, an dem die Herzlichkeit von Katy Nülken immer wieder wachsen kann.

Barbara Arndt