Rund 200 Zuhörer beim Lesesonntag „Tauschen und Lauschen”

Debütveranstaltung für Literaturfans trotzte dem herbstlichen Wetter

Die erste ehemalige Telefonzelle ist schon vor einigen Jahren als Minibibliothek durchgestartet.
Bernd Nottebaum gab an der Büchertauschbox an der Lessingstraße Passagen aus „Ich baue ein Stadion” von Christian Ude zum Besten, Foto maxpress

Schwerin • Die erste ehemalige Telefonzelle ist schon vor einigen Jahren als Minibibliothek durchgestartet. Lesungen an den Büchertauschboxen gab es allerdings noch nie – bis zum vergangenen Sonntag. An acht verschiedenen Standorten haben 16 unterschiedliche, zum Teil prominente Leser spannende Geschichten zum Besten gegeben. Danach stellten sie das Buch – getreu dem Tauschmotto „Eins rein, eins raus” – ins Regal. Rund 200 Zuschauer und Zuhörer lauschten.

Hannelore Kossack ist am Sonntag um kurz vor 10 Uhr unter den ersten Zuhörern an der Von-Stauffenberg-Straße. „Ich bin regelmäßig an dieser Büchertauschbox und finde die Idee, dass hier öffentlich gelesen wird, super”, sagt sie. Weitere Interessierte trudeln ein, manche stehen auf ihren Balkonen und schauen von dort aus zu. Dann moderiert Steffen Holz den Auftakt der Lesereihe an und übergibt an den Geschäftsführer von TV Schwerin, Thomas Böhm. Er ist der erste Vorleser des besonderen Literaturevents und zitiert aus „Eine kurze Geschichte der Menschheit” von Yuval Noah Harari. Danach wird er von Worttagebau-Autorin Hannah Lenz abgelöst. Die Zuhörer spenden Applaus, dann geht es nahtlos weiter – allerdings an einem neuen Standort, dem Berliner Platz. Die Zuhörerinnen Ingrid Sawallisch und Anna Domeracki kommen rund zehn Minuten vor Beginn der Lesung an – mit dem Klappstuhl unter dem Arm. „So stand es in der Zeitung, da wollten wir mitmachen”, sagen Großmutter und Enkelin. Gemeinsam mit rund 20 weiteren Zuhörern trotzen sie dem kalten Wind in Neu Zippendorf und lauschen Daniel Meslien, der aus „Der kleine Prinz” liest.

Die Übergänge der Lesungen mit allen Auf- und Abbauten an den Büchertauschboxen sind auch für die Eventmanager von „Tauschen und Lauschen” eine Herausforderung. Alles funktioniert allerdings reibungslos. „Wir danken unseren Partnern Sparkasse, SWG, WGS, SAS, Kita gGmbH, Helios Kliniken und NVS für die Unterstützung bei der Umsetzung”, so Initiator und Geschäftsführer der maxpress agentur für kommunikation.

Besonders großen Andrang gab es bei den Lesungen an der Stadionstraße mit Norbert Bosse sowie in der Weststadt mit Wirtschaftsdezernent Bernd Nottebaum und Schauspieler Martin Neuhaus. Doch auch die Autoren und Unterstützer des Lyrikheftes Worttagebau fanden für eigene und ausgewählte Werke offene Ohren. Als Podcast-Moderator Thomas Blum und Moderatorin Janine Pleger um kurz vor 18 Uhr die letzten Lesungen des Tages abschließen, fragen die Zuhörer trotz strömenden Regens: „Machen Sie das nochmal?” Die Antwort lautet: Wahrscheinlich ja. Was jetzt als Auftakt zu den Schweriner Literaturtagen platziert war, soll im Frühjahr oder Sommer – bei schönem Wetter – unbedingt eine Wiederholung finden.

maxpress jpl