Auch in unruhigen Zeiten Schönes bei der AWO erleben
Kontaktsperre und Notbetreuung forderten die Kreativität vieler Einrichtungen
Schwerin • Kitas, die nur für Notfälle geöffnet sind, Senioren in Altenheimen, die keinen Besuch bekommen dürfen und Kinder in Wohneinrichtungen, die im Gemeinschaftsraum statt in der Schule lernen müssen – so stellt sich der Alltag in Zeiten der Kontaktsperren während der Corona-Krise dar. Diese zu meistern, ist die tägliche Aufgabe der AWO-Mitarbeiter. Doch die sehen die außergewöhnliche Situation auch als Chance für kreative Ideen.
Schon Ende März sind die Mitarbeiter des Seniorenhauses Schelfwerder auf die Idee gekommen, einen Facebook-Aufruf zu starten. Unter dem Motto „Du bist nicht allein” haben sie die Facebook-Nutzer gebeten, Briefe an die Senioren zu schicken, damit die Bewohner in der Zeit der Kontaktsperre ein bisschen Ablenkung in der Einsamkeit bekommen. Der Post erreichte mehr als 37.000 Personen und brachte den älteren Menschen – auch in den anderen Senioreneinrichtungen der AWO – jede Menge liebe Zeilen, Gedichte und Grüße aus ganz Deutschland.
Kreative Ideen wurden auch im AWO-Kitabereich entwickelt und geteilt. „Vom Ei zum Huhn” heißt das Projekt der Kindertagesstätte „Pippi Langstrumpf” aus Gadebusch. Zusammen mit dem Hausmeister der Einrichtung wurde ein Brutapparat aufgestellt, an dem die Kleinen regelmäßig das Ausbrüten der 80 Eier beobachten konnten. Da durch die Notbetreuung nur wenige Kinder den Prozess hautnah erleben konnten, wurden Bilder und Videos über eine Whatsapp-Gruppe an die daheim gebliebenen Kinder versendet. Inzwischen sind aus den ausgebrüteten Eiern mehr als 40 Küken geschlüpft, die wöchentlich von den Kita-Kindern besucht und bewundert werden.
Unerwartet harmonisch lief auch die ganztägige Betreuung in den Jugendwohngruppen der AWO. Gerade die jungen Leute mit viel Bewegungsdrang und Kontaktfreude meisterten – zusammen mit ihren Betreuern – die Corona-Situation. „Es gab in den Wohngruppen das Phänomen, dass die Kinder froh über die klaren Strukturen des Tagesablaufes waren”, sagt Fachdienstleiter Steffen Marquardt. „In den Wohngruppen fand Homeschooling statt und die jungen Leute haben dabei wieder den Spaß an der Schule gewonnen. Das ging soweit, dass die Schüler sogar in den Osterferien freiwillig Lehrbücher in die Hand genommen haben.” Dass es in der langen Zeit zu keinen körperlichen Auseinandersetzungen unter den Kindern gekommen ist, lag – so Steffen Marquardt – auch am schönen Wetter während der meisten Wochen der Corona-Krise. So hatten die jungen Bewohner rund um ihre Einrichtung immer wieder Zeit und Gelegenheit, sich im Freien bei Sport und Spiel auszutoben.
Anne Katrin-Otto, Leiterin des Seniorenhauses Schelfwerder:
Ein bewegender Moment war es, als ich Bewohnervertreter Gerhard Steffan so viele Briefe aus unserer Facebook-Aktion übergeben konnte. Ich war überrascht und hätte nicht gedacht, dass uns zu Zeiten von Kontaktsperre und Abstandsregeln soviel menschliche Nähe und Mitgefühl entgegengebracht wird.
maxpress/Steffen Holz