Pflege mit Planung
Versorgungsdichte soll über Landesdurchschnitt liegen
Schwerin • Pflege ist ein Thema, das jeden betreffen kann: Als Angehöriger, der sich um das Wohlergehen seiner Eltern oder Geschwister kümmert. Oder als Pflegedürftiger, der selbst auf Hilfe angewiesen ist und möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben führen möchte.
Es geht um die Kehrseite der steigenden Lebenserwartung und des demografischen Wandels: Denn mit dem Alter steigt auch der Bedarf an ambulanten Angeboten sowie teilstationären und stationären Pflegeeinrichtungen in Schwerin.
Die aktuelle Pflegesozialplanung der Landeshauptstadt macht die Dimensionen deutlich: „Wir rechnen damit, dass im Jahr 2040 etwa 6.080 Menschen in Schwerin pflegebedürftig sein werden. Das sind 14,5 Prozent mehr als jetzt. Auch die Zahl der Menschen mit Demenz wächst in den nächsten 20 Jahren um fast 21 Prozent. Das wären dann 3.094 Betroffene. Wobei Angehörige noch immer die größten Beiträge zur Pflege selbst leisten. Denn zwei von drei Menschen mit Demenz werden zu Hause betreut“, sagt Oberbürgermeister Rico Badenschier.
In der Pflegesozialplanung wurden auch die Auswirkungen auf die bestehende Versorgungsstruktur, die pflegerischen Angebote und den Fachkräftebedarf untersucht. Dabei gilt als Leitlinie aller kommunalen Planungen weiterhin der Grundsatz: Ambulante Pflege hat den Vorrang vor stationärer. „Die Corona-Pandemie hat ein sehr deutliches Schlaglicht auf die Belastungen unseres Pflegesystems und der dort Beschäftigten gelegt. Wir brauchen nicht nur mehr Plätze, sondern müssen auch den Personalmangel beheben. Und der betrifft inzwischen nicht nur Fachkräfte, sondern auch das Hilfs- und Servicepersonal“, erläutert die Sozialplanerin Lisa Manhart.
Bei der Tagespflege hat Schwerin in den vergangenen Jahren bereits aufgeholt. Das Angebot wurde gut ausgebaut. 50 Plätze sind im Jahr 2019 hinzugekommen. Werden auch noch die aktuell bekannten Planungen von weiteren 82 Plätzen umgesetzt, kann Schwerin eine Versorgungsdichte bieten, die über dem Landesdurchschnitt liegt und den Bedarf bis zum Jahr 2040 deckt. „Wir möchten als Stadt Strukturen anbieten, die Angehörigen die Pflege in der Häuslichkeit und in Kombination mit vorstationären Angeboten ermöglicht“, erläutert Lisa Manhart, die die Pflegesozialplanung federführend erarbeitet hat. Dennoch müssen in den nächsten Jahren auch bei stationären Pflegeplätzen Versorgungslücken geschlossen werden. Für die kommenden zehn Jahre wird in Schwerin der Bedarf zwar gedeckt, wenn die derzeit geplanten 542 stationären Plätze in nächster Zeit in Betrieb gehen. Bis 2040 werden dann jedoch weitere 162 stationäre Pflegeplätze gebraucht, so die Prognose.
Auch beim Thema Wohnen steht die Landeshauptstadt inzwischen vergleichsweise gut da: „Das Angebot an ambulant betreuten Wohngemeinschaften ist in Schwerin gut ausgebaut. Und wenn man die derzeit bekannten Planungen berücksichtigt, dann werden diese Wohnformen weiter wachsen“, stellt Oberbürgermeister Rico Badenschier fest. Hier sieht Badenschier auch in Zukunft Handlungsbedarf: „Denn diese Angebote tragen dazu bei, den Bedarf an stationärer Pflege zu begrenzen.“ Weitere Unterstützungsangebote und fachliche Anleitung muss es aber auch für die pflegenden Angehörigen geben, die den Großteil der Pflege im häuslichen Bereich erbringen.
LHS/Michaela Christen