Literatur steckt im Detail

Schwerin knüpft an vielen Stellen an Autoren und Buchkultur an

Schwerin knüpft an vielen Stellen an Autoren und Buchkultur an
1978 Poetenseminar im Schloss, Foto: Hoch zu Ross im Schloss

Schwerin • Sechs Schulen in der Landeshauptstadt sind nach Schriftstellern benannt, darunter Fritz Reuter, Erich Weinert und
Johann Wolfgang von Goethe. Auch wer wachen Auges durch die Schweriner Straßen wandelt, wird bei den Beschilderungen auf Autoren stoßen. Ganze 24 Schrifsteller finden sich mit ihren Namen darauf wieder. Drei schreibende Damen tummeln sich dabei allein im Wohngebiet an der Möwenburgstraße auf dem ehemaligen Molkereigelände:
Die Ann-Charlott-Settgast-Straße erinnert an die Schweriner Schriftstellerin und auch die Dresdenerin Marie Hankel sowie Brigitte
Reiman sind dort vertreten.
Für fleißige Leser bietet Schwerin verschiedene Anlaufstellen: Die Bibliothek natürlich, die Büchertauschboxen und den Buchhandel. Allein in der Innenstadt gibt es im Umkreis von rund zwei Kilometern zwei Geschäfte von Ketten und drei inhabergeführte Läden, darunter Sannah Wagner-Göttschs „Ein guter Tag“. Hier gehen nahezu alle Genres über die Ladentheke, die einzelnen Bücher in den Regalen sind wiederum ausgewählt von ihr und den Mitarbeitern. „Natürlich empfehlen wir gerne, was uns gut gefallen hat“, sagt die 48-Jährige lachend. „Wir sind gerne individuell. Aber auf unseren 55 Quadratmetern bieten wir natürlich eine vielseitige Auswahl und bestellen gerne, was sich unsere Kunden wünschen.“
Doch es gibt noch mehr Buchkultur in der Stadt. Jährlich laden die Schweriner Literaturtage im Herbst zu zahlreichen Veranstaltungen ein, zum Beispiel „Eine Straße liest“. Und das Lyrikheft „Worttagebau“ bietet Kreativen zweimal jährlich die Chance, sich mit Gedichten, kurzen Geschichten und Zeichnungen zu verewigen.
Um einen Blick zurück zu werfen: In DDR-Zeiten war Schwerin berühmt für sein einwöchiges Poetenseminar. Rund 120 Teilnehmer hatten sich jeden Sommer von 1970 bis 1989 innerhalb eines landesweiten Schreibwettbewerbs dafür qualifiziert. Sie erhielten Tipps von erfahrenen Schreibern, übten, diskutierten über Texte und fanden ihre eigenen schließlich im Seminar-Sonderheft „Poesiealbum“ wieder. Für die Nachwuchsautoren war dies oft eine erste Möglichkeit zur Veröffentlichung.

maxpress/Janine Pleger

Literaturgrößen der Stadt

Schwerin als Sportstadt ist in aller Munde – doch es gibt noch mehr. Tatsächlich wartet die Kommune mit einer Vielzahl erfolgreicher Autoren auf.
Jürgen Borchert zum Beispiel gilt als einer der meistgelesenen Autoren zur Mecklenburger Geschichte. Er erhielt 1980 und 1987 den Fritz-Reuter-Kunstpreis Schwerins und verstarb 2000 in der Stadt.
Der Dichter und Schriftsteller Werner Lindemann lebte jahrzehntelang in Zickhusen. Er leitete einen Schreibzirkel für Kinder und hielt zahlreiche Lesungen an Schulen in Schwerin. Das Verhältnis zum eigenen Sohn – Till Lindemann, Sänger der Band Rammstein – verarbeitete er ebenfalls literarisch.
Brigitte Birnbaum ist seit 1968 freischaffende Autorin in Schwerin, unterbrochen von zehn Jahren in Hamburg. Die 82-Jährige schreibt Belletristik und ist berühmt für ihre Kinder- und Jugendbücher. Sie erhielt 1977 den Fritz-Reuter-Preis in Schwerin.
Christa Grasmeyer ist gebürtige Schwerinerin. Sie hat unter anderem als Arztsekretärin, im Buchhandel, als Journalistin bei der Norddeutschen Zeitung und als Sekretärin des SSC – früher SC Traktor – gearbeitet. Aus dieser Zeit stammt wohl auch eines ihrer Werke: „Kapitän Corinna“. Seit 1975 hat sie überwiegend für jugendliche Leser geschrieben, zunächst Bücher, später Kurzgeschichten. 1979 wurde sie in den Schriftstellerverband der DDR aufgenommen.
Helga Schubert hat erst in diesem Jahr den begehrten Ingeborg-Bachmann-Preis erhalten. Er gilt als einer der wichtigsten Preise deutschsprachiger Literatur. Die Schriftstellerin ist berühmt für Kinderbücher und Prosatexte. Beim Bachmann-Preis hat sie sich mit dem Text „Vom Aufstehen“ durchgesetzt. Er handelt von Lebenserfahrungen einer Tochter, deren Mutter vom Zweiten Weltkrieg stark geprägt ist. Die Jury war von der Empathie des Textes berührt und begeistert.

Emily Stricker, 19 Jahre
Emily Stricker, 19 Jahre, Foto: maxpress

Ich habe lange gar nicht privat gelesen, aber stöbere gerne in Buchhandlungen zwischen den Karten und Kalendern. Und auf einmal habe ich das Cover von „Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt“ gesehen. Es war das Buch zum Film, ich habe es gekauft und lese seitdem wieder regelmäßiger. Eine Instagram-Umfrage von mir bestätigt, dass viele junge Leute noch lesen. 76 Prozent haben „Ja“ angeklickt. Romane und Krimis sind wohl am beliebtesten. Ich mag dabei übrigens unbedingt Bücher aus Papier, keine E-Books. Ist doch ein ganz anderes Gefühl in der Hand! Und wenn eine Story richtig gut ist, kann ich komplett darin versinken – viel mehr als zum Beispiel bei einer Serie.