Rettungsübung bei der BioE

Stadtwerke und Berufsfeuerwehr proben am Energiestandort Süd für den Ernstfall

Auf der Biogasanlage ist alles ruhig und die Prozesse laufen nach Plan. Gegen 10 Uhr wird die nächste Anlieferung von Maissilage erwartet.
Übung abgeschlossen: Zugführer Steffen Zoch (2.v.l.) mit seinen Männern auf dem Dach des Silos bei der Auswertung Fotos: SWS

Wüstmark • Es ist Montag, der 20. Juli, 9 Uhr früh – die Frühstückspause ist beendet. Auf der Biogasanlage ist alles ruhig und die Prozesse laufen nach Plan. Gegen 10 Uhr wird die nächste Anlieferung von Maissilage erwartet. Plötzlich meldet sich ein Kollege beim Schichtleiter und informiert darüber, dass sein Kollege bei einer Inspektion eines leeren und nach einer Revision gereinigten Getreidesilos der Biogasanlage bewusstlos zu Boden gegangen und seitdem nicht mehr ansprechbar ist.

Außerdem hat das Gaswarngerät einen erhöhten Wert angezeigt, was auf eine Vergiftung hindeutet. Jetzt ist schnelles Handeln nötig, um den Mitarbeiter schnellstmöglich zu retten und ihn medizinisch zu versorgen. Die bis ins letzte Detail geplanten Rettungsmaßnahmen beginnen. Der erste Anruf bei der Rettungsleitstelle 112 über den Unfall erfolgt um 9.04 Uhr. Anschließend wird der Schichtleiter informiert und die weiteren Verantwortlichkeiten gemäß Rettungsplan abgestimmt. Jeder weiß sofort, was zu tun ist und begibt sich an seinen Posten.

Bereits nach sieben Minuten trifft die Feuerwehr mit verschiedenen Rettungsfahrzeugen am Energiestandort in der Pampower Straße 50 ein (Foto oben). An der Wache werden die Feuerwehrleute in Empfang genommen und schnellstmöglich zum Unfallort geleitet. Nahezu parallel dazu werden zwei ausgebildete Einsatzkräfte über den konkreten Unfallhergang und -ablauf informiert. Sie suchen den Unfallort auf und kümmern sich um den verunglückten Kollegen.

Die inzwischen eingetroffenen vier Einsatzfahrzeuge nehmen ihre Positionen ein und richten gemäß den Angaben über mögliche Gefährdungen den notwendigen Absperrund Arbeitsbereich ein. Trotz dieser erschreckenden Nachricht – es geht für einen Kollegen immerhin um sein Leben – herrscht absolute Ruhe und Besonnenheit. Jeder Handgriff sitzt, jeder weiß, was zu tun ist. Erst nach und nach wird für die beteiligten Mitarbeiter und auch für die Einsatzkräfte klar, dass es sich um eine Rettungsübung handelt. Nur drei Kollegen, der Bereichsleiter, der zuständige Gruppenleiter für die Biogasanlage und der Sicherheitsingenieur der Stadtwerke sowie der Einsatzleiter der Feuerwehr wussten Bescheid. Alles sollte so authentisch wie möglich ablaufen, denn nur so besteht im Anschluss die Möglichkeit, vorhandene Schwächen aufzudecken und Details beziehungsweise Abläufe neu zu definieren.

Bei dieser Übung, an der insgesamt 17 Feuerwehrmänner teilgenommen haben, handelte es sich um einen Einsatz im Rahmen der technischen Hilfeleistung mit der Priorität der Menschenrettung. Erschwerend kam hinzu, dass sich die Einsatzkräfte mit spezieller Schutzausrüstung gegen mögliche Gefahrstoffe schützen mussten (Foto unten).

Geübt wurde die Zusammenarbeit und die Funktion der einzuleitenden Rettungskette, von der Meldung der Gefahrensituation an die Leitstelle, über die schnellstmögliche Auslösung des Einsatzes bis zur Rettung des Unfallopfers, einschließlich der dazugehörigen Sicherungsmaßnahmen. Gleich zu Beginn dieser Rettungsübung zeigte sich, dass die erste Kommunikation mit der Leitstelle enorm wichtig ist. Während für die Einsatzkräfte unter anderem das richtige An-und Ablegen der erforderlichen Schutzausrüstung im Fokus stand, sollten die korrekte Meldekette und Handlungen der Mitarbeiter der Stadtwerke getestet werden.

„Für uns stand die schnelle und fachgerechte Rettung der verunglückten Person im Mittelpunkt der gesamten Übung”, sagt Stefan Krohn, Einsatzleiter der Schweriner Berufsfeuerwehr. „Allerdings gestaltete sich diese aufgrund der sehr unzugänglichen Lage als äußerst kompliziert. Eine enge Ausstiegsluke und ein sehr schmaler Zugang erschwerten unseren Rettungskräften die Arbeit”. Dennoch konnten sie den verunglückten Kollegen, der in diesem Fall eine 90 Kilogramm schwere Personenattrappe war, sicher aus der Gefahrenzone bringen.

Ute Becker-Frenzel

Auf der Biogasanlage ist alles ruhig und die Prozesse laufen nach Plan. Gegen 10 Uhr wird die nächste Anlieferung von Maissilage erwartet.
Einsatzkräfte in speziellen Schutzanzügen prüfen, ob und wie viel Gas noch im Behälter vorhanden ist
Auf der Biogasanlage ist alles ruhig und die Prozesse laufen nach Plan. Gegen 10 Uhr wird die nächste Anlieferung von Maissilage erwartet.
Die Schweriner Berufsfeuerwehr ist schon nach wenigen Minuten vor Ort