Die erste eigene Wohnung
Jessica Wilhelm ist Schwerinerin mit ganzem Herzen und genießt ihr Zuhause in der Pilaer Straße
Neu Zippendorf • Zum Interview öffnet sich die Wohnungstür automatisch. Drinnen erwarten den Besucher geräumige Zimmer und ein breiter Flur. Das ist ideal für Rollstuhlfahrerin Jessica Wilhelm. Als sie die Anzeige für die sanierte Wohnung in der Pilaer Straße entdeckte, war ihr sofort klar: „Da möchte ich einziehen!“
Die 23-Jährige wohnt seit Januar in ihrer ersten eigenen Wohnung. „Sie war schon im Oktober zuvor bezugsfertig, ich musste jedoch erst mein Studium in Flensburg beenden“, erzählt die junge Frau. „Ich hatte Glück, dass sich die WGS für mich entschieden hat, denn es gab mehrere Interessenten.“
Während es viele junge Schweriner in andere, größere Städte zieht, ist Jessica Wilhelm gerne zurückgekommen. „Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Ich liebe diese Stadt. Sie ist schön und gemütlich. Ich bin Schwerinerin mit ganzem Herzen!“, schwärmt sie und freut sich, dass die WGS passend zu ihrer Heimkehr das Haus in der Pilaer Straße modernisiert hat. „Ich brauche einen Aufzug und Barrierefreiheit in der Wohnung“, sagt sie. „Hier habe ich das alles und kann ganz selbstständig leben.“
Stolz führt die 23-Jährige durch ihre neuen 79 Quadratmeter. Die Küche hat sie selbst entworfen. Die Spüle und die Arbeitsplatte sind mit dem Rollstuhl unterfahrbar. Alles ist in ihrer Reichweite verstaut. Als sie im Bad ankommt, muss sie lachen. „Ganz ehrlich: Das Bad ist beinahe so groß wie mein gesamtes Studentenapartment in Flensburg!“
Während das Badezimmer von Anfang an so geplant war, hat die Wohnungsgesellschaft an anderen Stellen ein paar Extras eingebaut. „Alle waren wirklich so hilfsbereit und vorausschauend“, lobt Jessica Wilhelm. „Als klar wurde, dass die Feuerschutztür am Wohnungseingang für mich zu schwer zu öffnen ist, wurde ohne zu zögern elektronisch nachgerüstet“, erzählt sie. „Jetzt drücke ich nur noch einen Schalter. Dasselbe gilt für die Markise, weil ich durch meine Beeinträchtigung keine Handkurbel bedienen kann.“
Die Kosten für letzteres haben sich die Krankenkasse und die WGS geteilt. Jessica Wilhelm ist wieder gut in Schwerin angekommen und will nun beruflich Fuß fassen. Sie hat gerade ihren Bachelor in Lehramt für Englisch und Geschichte gemacht. „Das Unterrichten in zahlreichen Praktika hat mir viel Spaß gemacht“, sagt sie begeistert. Körperlich fordert sie das allerdings mehr als zuvor geahnt. „Wenn ich mein Wissen irgendwo im Büro anwenden könnte – das wäre ein Traum“, sagt sie und schmiedet Zukunftspläne.
Janine Pleger