Erstes Zentrum für interdisziplinäre Fortbildungen startet

Schnittstelle zwischen den Heilberufen, der Pflege und den Hilfsmittelversorgern

In der Medizin ist immer wieder von interdisziplinärer Zusammenarbeit die Rede
Martin Seifert, NOZ Schwerin, Foto: NOZ/STOLLE

Schwerin • In der Medizin ist immer wieder von interdisziplinärer Zusammenarbeit die Rede. Aufgrund von Zeitmangel oder unzureichender Einblicke in die anderen Berufsfelder gestaltet sich das im Praxisalltag allerdings oft schwierig. Das NOZ Schwerin hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die fachlichen Schnittstellen zwischen den Heilberufen, der Pflege und den Hilfsmittelversorgern zu vertiefen. Im August eröffnet es Deutschlands erstes interdisziplinäres Fortbildungszentrum. Die hauspost sprach mit Martin Seifert, leitender Physiotherapeut im NOZ.

hauspost: Mit dem Sanitätshaus STOLLE betreiben Sie interdisziplinäre Zusammenarbeit bereits erfolgreich. Was hat es nun mit dem Fortbildungszentrum auf sich?
Martin Seifert: Nach dem Prinzip des Philosophen Melanchton ist es so, dass sich Forschung, Lehre und Arbeit gegenseitig befruchten. Man soll sie nicht trennen. Um interdisziplinäre Zusammenarbeit wirklich zu leben, muss man also auch in der Lehre mehrere Professionen unter ein Dach bringen. Unsere Kurse sind deshalb nicht auf eine Zielgruppe beschränkt. Sie sind so ausgerichtet, dass Personen unterschiedlicher Berufe der Hilfs-und Heilmittelbranche – ob Rehatechniker, Physiotherapeut, Ergotherapeut oder Logopäde – hinterher wissen, was die jeweils anderen Bereiche tun. Das hat den Vorteil, dass er selber seine Therapie noch optimaler ausrichten kann.

hauspost: Haben Sie ein Beispiel?
Martin Seifert: Eine Logopädin behandelt die Zunge eines Patienten, damit er besser spricht. Ein Physiotherapeut arbeitet aber mit der Hand des Patienten und die Sprache des Patienten wird auch besser, weil die Nervenzentren von Hand und Zunge im Gehirn sehr eng beieinander liegen. So etwas wissen viele nicht, müssten sie aber. Denn nur so weiß man, welche Möglichkeiten es gibt und kann bessere Erfolge erzielen. Die Kursthemen werden von mehreren Fachbereichen beleuchtet. Das ist auch für die Referenten eine Herausforderung. Sie kommen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz und sind sowohl national als auch international tätig.

hauspost: Wie viele solcher Kurse gibt es?
Martin Seifert: Für den Anfang haben wir ein Halbjahres-Programm mit 26 Kursen aufgesetzt. Es gibt Seminare über robotergestütztes Training, die Behandlung von MS-Patienten, die Spiegeltherapie, Schultergelenke, Gangtraining oder Atemtherapie. Für das nächste Jahr gibt es dann ein Jahres- Programm mit deutlich mehr Angeboten.

hauspost: Wie läuft so ein Kurs ab?
Martin Seifert: Am Anfang der Schulungen wird erfragt, inwiefern die Teilnehmer Berührung mit dem Thema haben. Dann werden die Inhalte so verständlich dargestellt, dass jede Profession versteht, worum es geht. Die Länge der Kurse ist dann ganz unterschiedlich. Meistens sind es 1- bis 3-Tages-Fortbildungen. Im Dienstleistungszentrum von STOLLE haben wir die entsprechenden Räume und können die Patienten mit einbeziehen. Durchschnittlich 15 bis 20 Teilnehmer können pro Kurs mitmachen. Dabei ist es ganz egal, woher sie kommen. Denn Schwerin ist der erste Standort in Deutschland, der ausschließlich auf interdisziplinäre Fortbildungen ausgerichtet ist. Das ist die Zukunft, davon bin ich überzeugt!

ml

Ab August bietet das NOZ fachübergreifende Seminare an Fotos: Fotolia, NOZ, STOLLE, mp