Darmkrebs: Vorsorge rettet Leben
Früherkennungsuntersuchung zu wenig in Anspruch genommen
Im Jahr 2013 erkrankten in Deutschland etwa 62.400 Menschen an Darmkrebs, davon 34.050 Männer und 28.360 Frauen. 25.693 Menschen starben laut Angaben des Berichts zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016, herausgegeben vom Robert Koch-Institut, im gleichen Jahr an der Erkrankung. Obwohl beide Zahlen im Vergleich zu den Vorjahren gesunken sind, nimmt Mecklenburg-Vorpommern bei der Sterberate der Männer, die an Darmkrebs erkrankt sind, eine traurige Spitzenposition in Deutschland ein. Und hier muss dringend gegenreguliert werden.
„Vorbeugung und Wachsamkeit waren schon immer gute Ratgeber, wenn es gilt, die Entstehung und Entwicklung von Krankheiten zu verhindern“, sagt Prof. Dr. med. Klaus Dommisch, geschäftsführender Vorstand der Krebsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern und langjährig tätiger Allgemein- und Viszeralchirurg. „Gerade was die Vorbeugung von Darmkrebs betrifft, können wir auf nachweislich sehr effektive Früherkennungsuntersuchungen zurückgreifen.“
Gemeint ist damit neben der Untersuchung auf verstecktes Blut im Stuhl insbesondere die im Jahr 2002 in Deutschland zur Früherkennung eingeführte Darmspiegelung, auch Koloskopie genannt. Hierbei können Darmpolypen - Schleimhautwucherungen, die zwar gutartig sind, aber aus denen sich ein Darmkrebs entwickeln kann - nicht nur erkannt, sondern gleichzeitig entfernt werden. Auch Frühstufen des bösartigen Darmkrebses können erkannt und anschließend effektiv behandelt werden. Beide Untersuchungen sind Teil des gesetzlichen Früherkennungsprogrammes, sodass die Kosten ab einem Alter von 50 Jahren für den Stuhltest und ab einem Alter von 55 Jahren für die Koloskopie von den Krankenkassen übernommen werden. Man muss also nichts weiter tun, als an den Früherkennungsuntersuchungen teilzunehmen. Am Wissen darum mangelt es nicht. Laut Angaben des Berichts zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016 kennen 80 Prozent der Bevölkerung diese Angebote, allerdings nutzen sie deutlich weniger. Weiter verweist der Bericht darauf, dass die Teilnahmeraten je nach Früherkennungsuntersuchung, aber auch in Abhängigkeit vom sozioökonomischen Status deutlich variieren.
Und genau hier liegt die Krux. Männer gelten ohnehin als Vorsorgemuffel. Geht es dann noch um eine Untersuchung, mit der man in seiner Vorstellung nur Unangenehmes verbindet, sinkt die Bereitschaft noch einmal. Auch die gerade in Mecklenburg-Vorpommern weit verbreitete Ansicht „Was von allein kommt, geht auch wieder von allein“ wirkt sich hier nicht nur kontraproduktiv, sondern möglicherweise verheerend aus. Denn: Darmkrebs ist bei Männern und Frauen gleichermaßen die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Und, die Heilungschancen verbessern sich, je früher die Krankheit erkannt wird.
Die Krebsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern hat es sich deshalb auf die Fahnen geschrieben, der negativen Spitzenposition entgegen zu wirken und möglichst viele Menschen über die Darmkrebsfrüherkennungsuntersuchungen aufzuklären, zu informieren und natürlich zur Teilnahme zu motivieren. Denn viele Ängste und Vorurteile, die die Menschen daran hindern, an einer Vorsorgedarmspiegelung teilzunehmen, sind unbegründet und in Absprache mit dem behandelnden Arzt gibt es individuelle Lösungen, die die vorab notwendige Darmreinigung und auch die Untersuchung selbst gut erträglich machen.
Aber der Appell richtet sich nicht nur an die „Vorsorgemuffel“ selbst, sondern auch an Ehepartner, Partner, Kinder und Freunde. Sprechen Sie darüber und fordern Sie Ihren Verwandten, Partner oder Freund auf, an der Vorsorge teilzunehmen! Denn sollte der Krankheitsfall eintreten, verändert sich nicht nur das Leben des Betroffenen, sondern natürlich auch das der Angehörigen mit.
„Wir planen, zeitnah eine groß angelegte, öffentlichkeitswirksame Kampagne zum Thema Darmkrebsprophylaxe in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen durchzuführen“, so Prof. Dommisch. „Und wir begrüßen selbstverständlich auch alle Initiativen anderer Institutionen wie beispielsweise die Präventionswoche Darmkrebsfrüherkennung der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern im September vergangenen Jahres, die ihre Fortsetzung in diesem Jahr mit der Aufstellung eines begehbaren Darmmodelles an großen öffentlichen Plätzen in verschiedenen Städten nehmen wird. Natürlich wird nicht unmittelbar ein positiver Effekt messbar sein. Aber wir arbeiten gemeinsam daran, dass unser Land vielleicht schon bei der Erstellung des nächsten Berichts zum Krebsgeschehen die rote Laterne wieder abgeben kann.“